Ruth Linhart | USA 1 | USA 2 | USA 3 | USA 4 | USA 5 | USA 6 | USA 7 | Native Americans | Reisen

Monument valley

USA 2012 – Der Südwesten, von der Sonora-Wüste bis Santa Fe

Chronologie der Ureinwohner der USA

11 600 – 10 700 v. Chr. Clovis-Kultur, benannt nach einer Fundstätte in New Mexico. Jäger von Mammut und anderem Großwild.

10 700 - 8500 Folsom-Kultur, Bison-Jagd.

Ab zirka 5000 v. Chr. infolge von Klimaveränderungen vom Süden her Ackerbau, etliche Indianervölker gehen vom nomadischen Jäger- und Sammlertum zum sesshaften Ackerbau über.

Ab etwa 100 n. Chr. Im Südwesten der USA die Anasazi-Kultur mit Lehmbauten an oder in Felswänden. Ab etwa 1150 n. Chr. löst vermutlich eine Dürrekatastrophe eine Völkerwanderung aus. Die Anasazi-Kultur geht in die Pueblo-Kultur über.

1492 Columbus „entdeckt Amerika“. In der Folge wandern immer mehr Europäer nach Amerika ein. Zwischen 1620 und 1770 steigt die weiße Bevölkerung von 2000 auf 2,2 Millionen an. Landstreitigkeiten zwischen Weißen und Indianern und eine starke Wandlung der indianischen Kulturen sind die Folge.

1500 gilt als Bezugsjahr für Bevölkerungszahlen der Indianer Nordamerikas vor dem europäischen Kontakt. Sie variieren zwischen 2,4 und 18 Millionen Menschen. Jüngere archäologische Forschungen grenzen diese Zahlen zwischen 2,8 und 5,7 Millionen Menschen ein. Nach dem Kontakt mit den Weißen kommt es zu einem Zusammenbruch der indianischen Bevölkerung. Kulturelle Traditionen und Lebensweisen gehen verloren, es kommt zu großflächigen Bevölkerungsverschiebungen und den Verlust des Landes. Der wichtigste Grund für die Dezimierung der Bevölkerung sind neue Infektionskrankheiten wie Pocken, gegen welche die indianische Bevölkerung keine Resistenz hat.

Ab der 1. Hälfte des 16. Jh.s besiedeln spanische Missionare und Eroberer den Südwesten der heutigen USA. Sie führten Pferde mit sich, die ab diesem Zeitpunkt von vielen Indianervölkern in ihre Kultur integriert werden. Besonders für die Bisonjagd war das von Bedeutung.

16. bis 19. Jahrhundert Die Missionare begleiten auch die Einwanderer in anderen Gebieten. Sie setzen ihren Glauben oft mit Gewalt durch.
Der Pelzhandel zwischen Euro-Amerikanern und Indianern spielt eine wichtige Rolle. Felle wurden u.a. gegen Feuerwaffen getauscht. Im 19. Jh. bricht der Pelzhandel zusammen.

1763 Der Proclamation Act schafft eine Grenzlinie zwischen den britischen Kolonien an der Atlantikküste und dem Gebiet der Indianer westlich der Appalachen.

Ab 1781 eigenständige Indianerpolitik der USA. Der Kongress erhält die oberste Entscheidungsgewalt, „den Handel und alle Angelegenheiten mit den Indianern zu regeln.“ Auf der Seite der Ureinwohner folgt langer und stark anhaltender Widerstand gegen die weißen Siedler, der bis Ende des 19. Jahrhunderts währt. Auf der anderen Seite steht starker Siedlungsdruck der Einwanderer, eine fast ungesteuerte Art der Landaneignung und ein religiöser und kultureller Überlegenheitsanspruch. Die Ureinwohner sollten der weißen Besiedlung nicht im Wege stehen und sich religiös, kulturell und wirtschaftlich den Idealen der weißen Gesellschaft anpassen. Die Indianer sollten also Christen, Amerikaner, Bauern und Viehzüchter werden. Die Assimilationspolitik scheiterte jedoch bei den meisten Gruppen. Einige jedoch wie die Cherokee passten sich der fremden Kultur an.

Ab 1815 begann eine Politik der Segregation die der Assimilierung zu überlagern.

1830 Der Indian Removal Act autorisiert die zwangsweise Umsiedlung der östlich des Missisippi lebenden Indianer nach Westen. Vorerst wird ihnen der spätere Bundesstaat Oklahoma als Siedlungsgebiet zugewiesen. Die bisherigen Lebensgrundlagen sind zerstört, sodass viele Gruppen zum Nachgeben gezwungen sind. Um 1850 wird ein Reservationssystem geschaffen. Die Indianer sollten in den „reservations“ so lange konzentriert werden, bis sie sich selbst in „der Zivilisation“ durchschlagen könnten.
Im Zuge der Deportation und Vertreibung gibt es eine hohe Todesrate.
So sterben allein bei der Umsiedlung der Cherokee etwa 8000 Menschen. Diese Ereignisse sind als „Pfad der Tränen“ in die Geschichte eingegangen.
Die Überlebenden treffen auf völlig neue klimatische und landschaftliche Bedingungen, großteils unfruchtbare Wüstengebiete oder andere unwirtliche Regionen. Ihre ökonomische Situation ist katastrophal. Es kommt auch zu Konflikten mit den bereits in diesen Regionen lebenden Gruppierungen.

Ab 1834 In der US-Regierung wird das Bureau of Indian Affairs (BIA) zuständig für Indianerfragen.

1862 Präsident Lincoln unterzeichnet den Homestead Act. Das Gesetz erlaubt die Aneignung „unbesiedelten“ Landes durch weiße Siedler und legitimiert die Enteignung der traditionellen Indianerterritorien.

1871 Die Praxis, mit den Indianern Verträge abzuschließen, endet. Sie werden nicht mehr als rechtmäßige Eigentümer ihres Landes akzeptiert und zu Mündeln des BIA. Die Reservate sind nun nicht mehr Gebiete in indianischem, sondern in staatlichem Besitz, welche die Regierung den Indianern zur Benutzung überträgt.
In der Folge stehen die Indianer unter einem enormen Anpassungsdruck. Ein System von Internatsschulen entsteht, in denen die Kinder der Ureinwohner fern von ihren Eltern erzogen werden. Sie dürfen ihre Muttersprache nicht gebrauchen und ihre Kultur nicht ausüben.

1887 General Allotment Act. Bis dahin gilt das Land der Indianer als Gemeingut. Nun wird das Land in kleine Parzellen zerstückelt und auf einzelne Familien verteilt. Ein massiver Besitzverlust ist die Folge. Das BIA bestimmt bis in die persönlichsten Dinge das Leben der Native americans, wie z.B. Details der Religionsausübung.

1890 Das Massaker von Wounded Knee markiert den endgültigen Sieg über die Ureinwohner. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts haben europäische Einwanderer sämtliche Indianer unterworfen. Kriegerische Auseinandersetzungen, Umsiedlung, weiße Siedler, eingeschleppte Krankheiten und gezielte Ausrottung des Bisons als Lebensgrundlage haben ihre Zahl drastisch dezimiert. Sie leben nun in meist unwirtlichen Reservaten und sind abhängig von den Lebensmittelrationen der Weißen.

1911 Mit der Brotherhood of North American Indians entsteht erstmals eine panindianische Organisation.

1924 Indian Citizenship Act. Die Indianer erhalten im Zuge der Assimilationspolitik das Bürger- und damit auch das Wahlrecht.

1934 Indian Reorganization Act. Kultureller Pluralismus wird zum ersten Mal akzeptiert. Jedes Reservat sollte eine eigene Verfassung und eine gewählte Stammenregierung erhalten. Die Selbstbestimmung war trotzdem sehr eingeschränkt und die eigentliche Macht blieb beim BIA.

1953-1961 Termination-Politik, die die Aufgabe jeglicher staatlicher Verantwortung für die Indianer vorsieht. Die verschiedenen Stämme sollen aufgelöst, die Indianer als „normale Bürger“ behandelt werden. Die Indianer als separate Gruppe mit kollektiven Rechten sollte verschwinden. Vor allem die Umsiedlung in die Städte wurde gefördert. Das führte zu noch größerem Landverlust der Indianer und zu Verelendung der Indianer in den Städten.

Ab 1961 Gegenbewegung nach der Wahl John F. Kennedys. Diie Commission on Rights, Liberties and Responsibilities of American Indians verurteilte die Terminationspolitik.

1968 Indian Civil Rights Act. Die Regierung gesteht den verschiedenen Stämmen der Ureinwohner mehr Souveränitätsrechte zu, jedoch bleiben die allgemeinen Rechte aus der Bill of Rights auch dort gültig, wo eine indianische Gesetzgebung einzieht.

1968 Gründung des American Indian Movement (AIM). Es propagiert ein neues Selbstbewusstsein der nordamerikanischen Indianer, die Wiederbelebung traditioneller kultureller Werte der indianischen Stämme, sowie mehr Selbstbestimmung bis hin zu einem autonomen Status in den Reservationen.

November 1969 bis Juni 1971 Das AIM besetzt die Gefängnisinsel Alcatraz, das BIA in Washington und 1973 Wounded Knee.

1975 Indian Self-Determination and Education Assistance Act. Bildung und Ausbildung, Gesundheitsvorsorge und Krankenvorsorge , Polizei und Rechtssprechung sollen nun von den Stämmen selbst geregelt werden.

1978 American Indian Religious Freedom Act.

1990 Native American Graves Protection and Rapatriation Act.

2007 Die UNO verabschiedet eine Resolution, in der die Beseitigung jeder Benachteiligung indigener Völker, das Recht auf Mitsprache bei sie betreffenden Angelegenheiten, wie den Abbau von Rohstoffen, und auch das Recht “anders zu bleiben” gefordert werden. Vier Staaten, die USA, Kanada, Australien und Neuseeland stimmen dagegen.

2009 Die US-Regierung unter Präsident Obama spricht rund 300 000 Indianern eine Entschädigung von 3,4 Mio Dollar zu.

2010 Präsident Obama erklärt, dass auch die USA die UNO-Deklaration in Bezug auf das Selbstbestimmungsrecht indigener Völker unterstützen wolle.

2012 Die US-Regierung kündigt an, die Ureinwohner der USA mit rund einer Milliarde Dollar zu entschädigen. Die Ureinwohner hatten der Regierung Misswirtschaft bei der Verwaltung von Stammesgeldern und der Einnahmen aus der Nutzung ihrer Gebiete, etwa aus dem Öl- und Gasgeschäft oder den Weiderechten vorgeworfen.

Heute Den 561 Stammesregierungen (tribal governments) wird innerhalb ihres Territoriums weitgehende rechtliche Souveränität zugestanden. Stammesrecht wird nur durch Bundesrecht gebrochen. Bedeutende Einnahmequellen sind neben Tourismus und Handwerk bundesstaatlich anerkannte Glückspiellizenzen bzw. Kasinos, aber auch Rohstoffe. Große Teile der US-Uran- und Erdölvorkommen liegen auf indianischem Gebiet. Zu den bevölkerungsreichsten Stämmen gehören laut Census 2000 die Diné (Navajo) mit 269 000, die Pueblo mit 59 500 und die Apachen mit rund 57 000 Menschen. Das Leben in den Reservaten ist von Armut geprägt. Allerdings stieg das Einkommen in den Reservaten in den letzten Jahren. Ein deutlicher Anstieg in der Zahl der Arbeitsplätze in den Reservaten ist auf die vom jeweiligen Stamm geführten Unternehmungen zurückzuführen. Nach dem Census 2000 leben 85 % der Indianer außerhalb von Reservaten. Am meisten indianische Einwohner hat New York. Gemäss einer Schätzung von 2003 leben ein Drittel aller US-Ureinwohner in den Bundesstaaten Kalifornien, Arizona und Oklahoma.


Quellen

Indianer Nordamerikas
Indianerpolitik der Vereinigten Staaten
Royal Proclamation of 1763
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Indian Removal Act (de) , Indian Removal Act (en)
Indianer und Oklahoma (Wikipedia, de) , Indianer in Oklahoma
Indianer-Territorium
Trail of Tears (Pfad der Tränen)
Homestead Act (de) , Homestead Act (en)
Dawes Act (General Allotment Act, de) , Dawes Act (General Allotment Act, en)
Das Massaker von Wounded Knee
Indian Citizenship Act
Indian Reorganization Act (de) , Indian Reorganization Act (en)
Indian Civil Rights Act of 1968
American Indian Movement
Indian Self-Determination and Education Assistance Act of 1975
American Indian Religious Freedom Act
Native American Graves Protection and Repartriation Act
Declaration on the Rights of Indigenous Peoples
United Nations: Permanent Forum of  Indigenous Issues
U.S. Department of State Diplomacy in Action
Joe S. Sando, Pueblo Nations, Eight Centuries of Pueblo Indian History, Clear Light Publishers, 1992, Santa Fe, New Mexico


Ruth Linhart | USA 1 | USA 2 | USA 3 | USA 4 | USA 5 | USA 6 | USA 7 | Native Americans | Reisen