Ruth Linhart | USA 1 | USA 2 | USA 3 | USA 4 | USA 5 | USA 6 | USA 7 | Native Americans | Reisen
30. 3. 2012, knapp nach
Prescott.
Auf der rechten Seite der Straße Nr. 89 ein schönes blaues
Gewässer mit malerischen Felsen. „Ist der Grand Canyon so
ähnlich?“ fragt Ursula. Ich sage nur „Ja“ und freue mich auf ihr
Staunen, wenn sie den tatsächlichen Grand Canyon sehen wird.
Dann über eine sehr karge Hochebene. Am Horizont wieder
schneebedeckte Berge. Wir passieren eine kleine Kirche, ein paar
Siedlungen. Braune steppenartige weit gezogene Hügel. Im Sommer
vielleicht Weideland. Rinder. Am Straßenrand „Shiloh Ranch“ zu
lesen.
Dann fahren wir die „Mingus Mountain Scenic Road“ hinauf. Eine
gewundene Straße durch eine Waldlandschaft. Der Mingus Mountain
ist 2363 Meter hoch. Immer wieder Straßenschilder „Watch for
Ice“. Schnee am Straßenrand. Wir halten an und bewerfen uns mit
Schneebällen.
Jetzt zwischen den nahen
Berghängen in der Ferne ein rötlicher Felsenzug, der den ganzen
Horizont überspannt. Ich bin aufgeregt. Ist das schon der Grand
Canyon?
Unsere Straße heißt nun „Verde Valley historical route“. Wir
fahren durch den ehemaligen Bergbauort Jerome. Er klettert die
steilen Abhänge des Cleopatra Hill empor. Ende des 19.
Jahrhunderts wurde hier Silber abgebaut. Einen Bergbauboom
erlebte der Ort, nachdem man 1912 eine mächtige Kupferader
entdeckte. 1953 wurde der Bergbau eingestellt. Heute ziehen
Künstler und Kunsthandwerker mit ihren Galerien und Läden
Touristen an.
Direkt vor dem Eingang zum Feuerwehrgebäude halten wir, um Fotos
von dem herrlichen Fernblick zu machen. Aber wir müssen schnell
ins Auto springen, denn ein Feuerwehrwagen braust heraus.
Red Rock Country
Am Fuße des Berges, auf dem Jerome klebt, tanken
wir. Ein dicker Mann mit Rossschwanz und weißem Bart kurvt mit
einem vierrädrigen einem Motorrad ähnlichen Fahrzeug herbei und
scheint hier ganz zu Hause zu sein. Ich darf ihn fotografieren.
Dann passieren wir ein größeres Kloster und fahren über ein
gelbbraunes Plateau auf die roten Berge des Red Rock Country zu
– die Felsenkette ist noch nicht der Grand Canyon, sondern das
Naturschauspiel der Roten Felsen um die Stadt Sedona. In
Richtung Sedona geht es abwärts. Wälder auf roter Erde, mächtige
rote Felsenformationen und Felsenzüge - der Red Rock State Park.
So, jetzt ist es nachts. Wir haben so viel
Schönes gesehen. Aber ich kriege alles ein bisschen
durcheinander. Der erste Abschnitt ging bis Jerome. Schon von
hier aus Blick auf das Red Rock Country und die schneebedeckten
hohen Berge bei Flagstaff – die San Francisco Mountains mit
Humphrey's Peak, 3853 Meter hoch und der Kendrick Peak mit 3177
Metern Höhe. Jerome am Abhang hängend. Hinunter in eine weite
plateauartige Landschaft mit Ranches. Über einen neuen
Bergrücken. Bei der Abfahrt dieser ganz fantastische Blick auf
das Red Rock Country um Sedona.
In Sedona pausieren wir in einem netten Lokal mit einer
freundlichen Serviererin und essen Lasagne „without Pasta“,
Gemüse mit viel Tomatensauce. Zwei Deutsche setzen sich neben
uns an den Tisch.
Postvorstandsgattin Sedona Arabella
Sedona liegt herrlich in einem zart grün überhauchten frühlingshaften Tal, umgeben von die Fantasie anregenden roten Sandsteinformationen. Die Häuser sind niedrig und aus rotem Material, sodass sie sich nahtlos in diese Landschaft fügen. Ein tiefblauer Himmel überspannt alles.
Sedona hat zirka 10 000 Einwohner und ist bekannt als Künstler- und Pensionistenzentrum. Auch hier leben vorwiegend Weiße, 92 Prozent, und nur einen halben Prozent der Bevölkerung machen jeweils Black Americans und Native Americans aus. Früher gehörte dieses Gebiet Yavapai und Apachenstämmen. Sie wurden wie schon erwähnt 1876 zu Fuß in die San Carlos Apache Indian Reservation gezwungen. Mehrere hundert verloren dabei ihr Leben, der Rest wurde für 25 Jahre interniert. 1900 kehrten zirka 200 Yavapai und Apachen in das Verde Valley zurück.
Die ersten weißen Siedler
kamen im Jahr 1876 in die Gegend. Sie waren Farmer und Rancher.
1902, als das Postamt von Sedona eröffnet wurde, wohnten hier 55
Angloamerikaner. Sedona hat seinen Namen nach der Frau des
ersten Postvorstandes Sedona Arabella Miller Schnebly, die für
ihre Gastfreundschaft und ihren Fleiß berühmt war.
Einige Erinnerungsphotos unter einem blühenden Judasbäumchen vor
einem roten Felsenmassiv, dann weiter in Richtung Flagstaff.
Die Straße durch den Oak Creek
Canyon wird begleitet von Felsen, hohen Nadelbäumen und einem
kleinen Fluss. Es ist schon nach zwei Uhr nachmittags und wir,
vor allem Ursula, die am Steuer sitzt, werden müde. Also
beschließen wir, von Flagstaff nicht die Route 180 zu nehmen,
die als landschaftlich schön gekennzeichnet ist und zwischen die
zwei Dreitausender führt, sondern die Interstate 40, die
ehemalige Route 66, bis Williams und dann schnurgerade den Weg
nach Norden zum Grand Canyon, die Route 64.
Es ist angenehm, denn wir können wieder einmal schnell fahren
und es gibt wenig Verkehr. Allerdings vertrüge die Interstate 40
nach Los Angeles eine Ausbesserung ihres Belags!
Die Route 64 sticht durch ein steppenartiges total flaches
Hochplateau bis sie am Grand Canyon endet.
Ein Farbenmeer
Von der großartigen
Abbruchlandschaft des Grand Canyons ahnt man nichts, bevor man
nicht an ihrem Rand steht. In unserem Fall am Südrand, denn der
Nordrand ist bis Mai gesperrt. Dort bricht auf einmal die Erde
ab und eine riesige bunte Mondlandschaft tut sich dem Blick auf.
Aber eine Mondlandschaft, die nicht in die Höhe ragt, sondern
sich in die Tiefe eingeschürft hat.
Beim Aussichtspunkt Mather´s Point begrüßt uns ein Bilderbuch-Grand Canyon in der späten Nachmittagssonne! Unbeschreiblich. So weit das Auge reicht in allen Richtungen Felswände, riesige Kegel, Quader, Würfel und Schluchten hintereinander, übereinander, durcheinander, ein Farbenmeer von rot und beige, orange und grau, rosa und braun, ein Spiel von Licht und Schatten. Mehrere Kilometer bis hinüber zum North Rim – die Entfernung zwischen Süd- und Nordrand beträgt zwischen 13 und 26 Kilometer! Die Länge ist nicht ersehbar, der Grand Canyon erstreckt sich über 450 Kilometer! Die Tiefe bis zum Tal des Colorado River - auch nicht einsehbar - zirka 1500 Meter. Und wir befinden uns auf einer Höhe von 2300 Metern über dem Meeresspiegel. Der Nordrand liegt gar auf 2700 Meter. Insgesamt umfasst der Grand Canyon National Park rund 5000 Quadratkilometer.
Alles hier hat gigantische
Ausmaße und ist absolut unvergleichbar mit irgendetwas, was ich
bisher gesehen habe. 5 Millionen Menschen kommen jährlich
hierher, um dieses Naturwunder zu bestaunen.
Entstanden ist es während der letzten fünf bis sechs Millionen
Jahre durch den Fluss Colorado, der sich einen Weg durch die
Felsenlandschaft bahnte und durch verschiedene geologische
Prozesse, die Hebungen und Verschiebungen der Bergzüge
bewirkten.
Der Hauptteil der Tiefenerosion hat sich, wie ich lese, in den
letzten zwei Millionen Jahren abgespielt, und das Ergebnis
dieser Erosion ist der Einblick in eine der vollständigsten
Schichtenabfolgen der Erde.
Fünf Vegetationszonen
"Wie man einen mit Creme und Konfitüre gefüllten Kuchen durchschneiden kann, so ist hier die Erde durchgeschnitten – mit ihren übereinander gelagerten Schichten, ihren Muscheln, ihren Fischen, ihren Farngräsern, die sich in die Steine der sich ablösenden Zeitalter eingekrustet haben. Von unten nach oben kann man die Formationen der Erdkruste verfolgen.“ So beschreibt Simone de Beauvoir denselben Anblick, den wir jetzt genießen. Der Grand Canyon umfasst fünf Vegetationszonen, von einem Wüstenstreifen am Fluss tief unten bis zu dem Punkt, an dem wir stehen. Bisher hat man 1500 verschiedene Pflanzenarten, 355 Vogel-, 89 Säugetier- 47 Reptilien-, 9 Amphibien- und 17 Fischarten sowie mehrere tausend Insekten- und Spinnentierarten nachgewiesen. In und am Fluss leben zum Beispiel eine gefährdete Karpfenart, der Humpback chup, und der Biber, im Wüstenstreifen die Grand Canyon Klapperschlange und das Wüstendickhornschaf, im Pinien-Wacholdergebiet der Nacktschnabelhäher und der Mountain lion, im Gebiet der Gelbkiefer (pinus ponderosa) mehrere Eichhörnchenarten und im Gebiet des Bergwaldes der Wilde Truthahn und der Maultierhirsch. Der kalifornische Kondor mit einer Flügespannweite von 2,79 Metern war in den 1980iger Jahren schon fast ausgestorben. Man begann mit einer Neuzucht und heute gibt es 60 Exemplare. Anscheinend hat man auch am South Rim immer wieder Gelegenheit, diese Tiere zu sehen.
Wir lösen uns von dem
prächtigen Farbenschauspiel der verschiedenen Gesteinsschichten
des Grand Canyon in der späten Nachmittagsonne und fahren zur
unserer Lodge.
Yavapai Lodge heißt sie nach dem Indianervolk, das in der Region
früher lebte.
Wir beziehen unser Zimmer und eilen nochmals zum Aussichtspunkt,
zum Sonnenuntergang.
Dort tauchen in der Dämmerung plötzlich große Tiere auf, vier
Stück. Jemand sagt „Elche“. Aber eher waren es wohl
„Maultierhirsche“, die hier vorkommen. Sie lassen sich von den
vielen Menschen nicht aus der Ruhe bringen, sondern knabbern
unbeirrt an den windverwehten Büschen. Wir fahren mit dem Auto
noch bis zum El Tovar Hotel und den Lodges am Canyon-Rand, wo
wir im November vorigen Jahres bereits kein Zimmer mehr für Ende
März bekommen haben. Das El Tovar ist ein Luxushotel, das 1905
eröffnet wurde und in dem ich schon einmal logierte,
allerdings im Kellerstübchen! Es ist nach den spanischen
Entdeckern benannt, die 1540 von Hopi Indianern geführt als
erste Weiße den Grand Canyon erblickten.
Als es dunkel ist, trinken wir im Restaurant der Yavapai Lodge
einen abendlichen Pfefferminztee.
31. 3. 2012, Yavapai Lodge, 7
Uhr früh
Wieder prächtiges Wetter. Das Yavapai Lodge besteht aus
einstöckigen Häusern in einem Kiefernwald. Zwischen den Zweigen
Sonnenflecken und Stücke eines tiefblauen Himmels. Im Zimmer ist
es ziemlich finster, trotz Tageslicht.
No Firearms allowed
Frühstück im
Selbstbedienungsrestaurant Yavapai Cafe. An der Eingangstür ein
Schild „No Firearms allowed“. Ein Koch mit weißem Gewand und
weißer Mütze, der am Stock dahin humpelt, sicher weit über
siebzig. Eine mindestens siebzigjährige Frau, die das Geschirr
in dem Selbstbedienungslokal wegräumt.
Ein etwa zwölfjähriger Bub grüßt uns mit „Hallo, how are you!“,
lässt uns den Orangesaft herunter und sagt: „I like to help.“
Vormittags am Hopi point. Von
hier sieht man hinunter bis zum Colorado. Sonne, blauer Himmel.
Der Wind rauscht in den Kiefern. Es ist umwerfend und zum Weinen
schön.
Einige der Aussichtspunkte wie eben der Hopi point oder der Navajo point oder der Yavapai point sind nach Indianervölkern benannt, die im Laufe der Jahrtausende das Gebiet des Grand Canyon besiedelten. Was den Beginn der menschlichen Besiedlung betrifft, so dürften bereits zwischen 7000 v. Chr. und der Lebenszeit Christi, in der Periode der Desert Cultures Menschen im Bereich des Grand Canyon gelebt haben. Die Kultur der Anasazi lässt sich bis zirka 700 v. Chr. zurückverfolgen. Zunächst waren sie Jäger und Sammler, später bauten sie Mais und Bohnen an, zogen Truthähne und wohnten zuerst in Grubenhäusern, dann in Pueblos, die sie aus ungebranntem Lehm – Adobe – erbauten. Auch in Felswohnungen sollen sie gelebt haben. Im 14. und 15. Jahrhundert verließen die Anasazi das Gebiet, warum, das kann man bis heute nicht vollständig erklären. Vermutlich zwang sie eine Dürreperiode, ihre Siedlungen zu verlassen. Die heutigen Hopi und die Pueblo Indianer in New Mexico gelten als ihre Nachfahren.
Seit 9000 Jahren besiedelt
In den folgenden Jahrhunderten
waren die Paiute vom Osten und die Cerbat vom Westen die ersten,
die sich neuerlich am Grand Canyon niederließen. Später kamen
die Navajo und die Hopi dazu. Ein Großteil der indianischen
Bevölkerung wurde in Reservate zwangsumgesiedelt. Die Hayasupai
und die Hualapai, Nachkommen der Cerbat, leben noch immer in
Reservaten direkt am Grand Canyon, das Navajo Reservat beginnt
östlich des Grand Canyons. Das Hopi Reservat befindet sich
innerhalb des Navajo-Gebietes.
Die zirka 500 Hualapai am Grand Canyon betreiben heute Viehzucht
und Holzhandel, aber die natürlichen Ressourcen sind sehr
beschränkt und Arbeitslosigkeit und gesundheitliche Defizite
kennzeichnen das Gebiet. Die Hualapai betreiben den Erlebnispark
Grand Canyon West. Hier wurde 2007 der Grand Canyon Skywalk
errichtet, der den Besuchern ermöglicht, auf einer stählernen
Brücke mit gläsernem Boden 1200 Meter in den Grand Canyon
hinunter zu schauen. Die Havasupai leben auf dem Grund des Grand
Canyon und sind der isolierteste Indianerstamm der USA. Ihr
Reservat kann man nur zu Fuß oder auf Pferderücken erreichen.
Die ersten Europäer am Grand Canyon waren die schon erwähnten
Spanier 1540. Aber bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
ließen die weißen Siedler das Gebiet links liegen. Erst John
Wesley Powell erforschte das Gebiet genauer und gab ihm seinen
heutigen Namen. Zuerst interessierte der Grand Canyon in Bezug
auf das mögliche Vorkommen von wertvollen Rohstoffen. Bald
jedoch kam man zur Einsicht, dass der Tourismus mehr Profit
bringen würde.
1882 wurde eine Eisenbahnlinie von Flagstaff zum Grand Canyon eröffnet. Diese Bahn wurde später eingestellt und heute dampft im Sommer ein Museumszug von Williams zum Grand Canyon. Das erste Auto kam hier 1902 an. Ende des Jahrhunderts entstand das Grand Canyon Village und in der Folge begann man mit dem Bau von Unterkünften: Vom eleganten El Tovar Hotel über die Lodges am Rand des Grand Canyon bis zur Phantom Ranch am Grunde des Canyon, die aber nur zu Fuß oder per Maultier erreichbar ist, bietet sich ein Spektrum für verschiedene Geldbörsen. Wirklich billig ist hier allerdings nichts, und wenn man in der Nähe des Grand Canyon übernachten will, sollte man lange, bis zu zwei Jahre, im vorhinein buchen. In der Folge wurden auch Wanderwege entlang der alten Indianerpfade eingerichtet und Maultierritte zum Grund des Canyon angeboten. Rafting im Colorado und Flüge über den Grand Canyon im Flugzeug oder Hubschrauber kamen in Mode. Seit 1919 ist ein Teil des Grand Canyon-Gebietes ein National Park.
Architektin Mary Colter
Nachmittag. In der Cocktail
Lounge des Bright Angel Lodge.
Ein Musiker mit Banjo spielt „Don´t think twice, it´s allright“
von Bob Dylan. Das Hotel ist von Mary Colter erbaut, eine
Architektin des frühen 20. Jahrhunderts, die sich in einer
Männerdomäne bewährte. Muss eine tolle Frau gewesen sein.
Nochmals hinaus auf die Terrasse zum Sonnenuntergang. Auf einer
Tafel lesen wir, dass die verschiedenen Felsenformationen des
Grand Canyon, die von hier aus im rosa-lila Abendlicht sichtbar
sind, nach diversen Weltgottheiten benannt wurden: Nichts mit
der Kultur der Indianer, die am längsten hier lebten, haben
diese Namen zu tun: Cheops Pyramid, Isis Temple, Shiva Temple,
Temple of Osiris, Hindu Amphitheater, Confucius Temple, Buddha
Temple, Zoroaster Temple, Brahma Temple, Vishnu Temple und
Ottoman Amphitheater.
Jetzt ist es Nacht. Heute war Grand Canyon-Tag. Am späteren Vormittag bestiegen wir einen Shuttle-Bus, der die Aussichtspunkte am Südrand des Grand Canyon abfährt. Von April bis Oktober ist es Privatfahrzeugen nicht erlaubt, die Straße von Grand Canyon Village zu Hermits Rest zu befahren, dafür wird den Touristen ein sehr durchdachtes Shuttle-Bus-System geboten. Wir fuhren mit dem blauen und dem roten Shuttlebus zuerst zum Hopi Point, dann zum Pima Point und spazierten von dort zu Hermit´s Rest, der äußersten Station des Süd-Rim-Trails. Dann zurück, Mittagessen in der Cafeteria, Rast im Zimmer und wieder hinaus, diesmal mit dem Auto zur Bright Angel Lodge, ein paar Meter auf dem Bright Angel Trail und dann Sonnenuntergang. Zurück zum Hotel, Cafeteria und unter dem Sternenhimmel zu unserem Zimmer.
Das Wetter war traumhaft, der
Himmel tiefblau, ein kühler Wind. Vor einer Woche lag hier noch
Schnee! Heute erstreckte sich die unendliche Felsenwelt
sonnenbestrahlt zu unseren Füßen, vielgestaltig, vielfarbig, mit
ihren Steilwänden, Türmen, Abstürzen, Pyramiden, Plateaus, tief
eingeschnittenen Schluchten. Sie ist so unwirklich wie ein
Gemälde, zweidimensional, erst nach dem Sonnenuntergang trat die
Dreidimensionalität hervor.
Warnschilder
Direkt bei der Bright Angel Lodge beginnt der Bright Angel Trail, der einem von Indianern und später frühen Siedlern benutztem Pfad folgt. Hier begegneten wir einigen Leuten, die herauf keuchten. Mit einem Paar sprachen wir auch. Sie hatten eine siebenstündige Wanderung hinter sich, sechs Meilen hinunter und sechs Meilen herauf – oder insgesamt sechs Meilen? Bis zu einem Plateau und einem Abbruch, den man in der Tiefe weit unten erkennen konnte. Vom Rand dieses Plateaus sieht man ins Colorado-Tal. „It was tough“, erklärte die blonde Frau stolz.
Nicht zu übersehen sind am
Anfang des Pfades die Warnschilder. Viele haben sich schon
überschätzt und bei ihrer Wanderung in die Tiefe bzw. beim
steilen Aufstieg den Tod gefunden. Unter anderem starb 2004 eine
junge Marathonläuferin, die mit eineinhalb Liter Wasser, zwei
Energieriegeln und einem Apfel den Ausflug wagte. Jährlich
werden ungefähr 200 Wanderer aus „Bergnot“ gerettet, und der
Großteil davon sind junge Männer zwischen 18 und 40, lesen wir
in einem Flugblatt. Wichtig ist Proviant und vor allem genügend
Wasser.
Irgendwo lese ich, dass man einen Liter pro Person und Stunde
mitnehmen soll! Im sehr ausführlichen und informativen Reise
Know How-Führer „USA der ganze Westen“ erfährt man, dass die
Gesamtdistanz des Bright Angel Pfades bis zum Grund der Schlucht
15 km bzw. 1335 m Höhenunterschied beträgt. Der Abstieg sei
machbar in drei bis fünf Studium, für den Aufstieg brauche man
je nach Kondition fünf bis acht Stunden. Jedenfalls wird
eindringlich vor dem Vorhaben gewarnt, sich den Ausflug zum
Colorado hinunter und wieder herauf an einem Tag vorzunehmen.
Wie schon erwähnt, lernten wir auch Mary Colter kennen, die schon 1914 hier als Architektin tätig war. Sie verband in ihren den unwirtlichen Witterungsverhältnissen am Grand Canyon trotzenden Bauten indianische und hispanische Architekturstile und verwendete vor Ort gefundene Materialien wie Feldsteine und roh behauenes Holz. Die Station Hermit´s Rest und die Bright Angel Lodge, der Turm bei Desert View am Ostende des Canyons und das sogenannte Hopi-Haus sind ebenso ihre Schöpfungen wie die Phantom Ranch am Talgrund. Für das berühmte Hotel El Tovar entwarf sie die Inneneinrichtung. Sie muss eine sehr beeindruckende Frau gewesen sein. Auch der Verkäufer im Shop von Hermit´s Rest war voll Bewunderung für sie und der nette junge Angestellte im Shop des Yavapai Lodge. Der erzählte, dass er als Kind in Österreich, Deutschland und in der Schweiz gewesen und dort in die Schule gegangen sei. Deswegen könne er noch ein bisschen Deutsch. Das konnte auch der Mann in Hermit´s Rest, denn auch er war in Deutschland gewesen, in Pirmasens. Wir vermuten als G.I. Jedenfalls erstaunlich, wie viele Leute Deutschland und Österreich kennen.
In Hermit’s Rest bevölkerten besonders viele der großen schwarzen Raben, „ravens“ den Rand des Grand Canyons. Sie haben wunderschönes glänzendes Gefieder. Außer den Maultierhirschen sind das die einzigen Tiere, die wir hier erlebt haben.
Quellen: Aus dem Internet
Jerome
Sedona
Oak
Creek Canyon
Grand-Canyon-Nationalpark
Grand
Canyon (englisch)
History of the Grand Canyon area
Grand Canyon
National Park Lodges
Pueblo
Kultur
Grand Canyon Hualapai Indian Reservation
Hualapai
people
Mary Colter
Don´t
think twice it´s allright, Text
Don´t
think
twice
it´s
allright, Musik
Grand-Canyon-Tempel
Ravens
Sonstige verwendete Literatur:
Baedeker USA Südwesten, Texte Georg Bareth, Heinz Burger,
Rainer und Rolf Eisenschmid, Carmen Galenschovski, Reinold
Hermanns, Wolfgang Liebermann, Helmut Linde, Axel Pinck,
Wolfgang Rotzinger, Angelika Stehle, Andrea Wurth, Reinhard
Zakrzewski, Karl Baedeker Verlag, Ostfildern 7. Auflage 2011
Simone de Beauvoir, Amerika Tag und Nacht, Reisetagebuch
1947, deutsch von Heinrich Wallfisch, rororo 12206, Rowohlt
Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1988, 7. Auflage 2002
Hans-R. Grundmann, Isabel Synnatschke, USA der ganze
Westen, Reise Know-How Verlag, Westerstede, 18. komplett
überarbeitete und erweiterte Auflage 2011
National Park Service, U.S. Department of the Interior,
Grand Canyon, A Land To Inspire Our Spirit (Prospekt, das man an
der Einfahrt zum Grand Canyon National Park erhält)
Vis-a-Vis, USA Südwesten & Las Vegas, Texte Randa
Bishop, Donna Dailey, Paul Franklin, Michelle de Larrabeiti,
Philip Lee, Übersetzung Barbara Rusch, Dorling Kindersley,
London, New York, München, Melbourne, Delhi, aktualisierte
Neuauflage 2011/2012
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