|
Nun ist schon wieder eine Woche
zu Ende, eine Woche, die so schön begonnen hat, weil Du zu Hause warst.
Am Donnerstag abend nach dem Kurs war ich wieder bei Frau Stärk, auch
Hans, Eder und Deli
waren dort und noch eine Dame, eine Bekannte von Frau Stärk. Es wurde
wieder sehr schon musiziert, meist Schubertlieder, die mir sehr gut gefallen
haben. Nachher las Eder zwei kurze Aufsatze von K. Kraus und auch Eugen einen
Aufsatz von K. Kraus. Daran knüpfte sich eine sehr lebhafte interessante
Debatte über Theater und Schriftsteller und Sprache und die anwesende
Dame, obwohl sehr bescheiden und anspruchslos aussehend, entpuppte sich als
sehr temperamentvolle gute Sprecherin. Sie war, wie sie erzählte, selbst
Schauspielerin und die Witwe nach einem Schauspieler. Freitag abend (also
gestem) war ich mit Herma in der Oper. Die Karten verschaffte mir meine
Freundin Grete, von der ich die Kleider habe. Es gab Figaros Hochzeit mit Adele
Kern als Susanne und Schöffler (den wir als Don Juan gesehen haben,
erinnerst Du Dich, der uns so gefallen hat?) als Figaro. Heute hat mich
Minnie Schüller angerufen und sich von mir telefonisch verabschiedet.
Leider habe ich am Telefon nur sehr schlecht verstehen können und dann hat
sie so rasch und konfus gesprochen, daß ich leider keine Ahnung habe,
wohin sie morgen fährt. Sie erzählte mir etwas von einer
Krankenkassenstelle in Posen, dann sagte sie wieder etwas von Hamburg und
Danzig und daß sie immer herumfahren muß und 320 Rm bekommt.
Was hast Du die ganze Woche gemacht? Soviel Schach gespielt und in Deinen
Fotobüchem studiert, daß Du kein bißchen Zeit gehabt hast, an
mich zu denken? Ich denke sehr viel an Dich und besonders gem an die
Osterfeiertage, an denen ich mich in jeder Beziehung so wohl gefühlt habe
und wunschlos glücklich war wie schon lange nicht. Denkst Du auch an
unseren Urlaub am 1. Mai, wenn Du für ganz nach Hause kommst?
|