Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE POLEN

Wien, 29. Mai 1941

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Kommentar

Soeben habe ich beim Nachhausekommen Deinen lieben Brief vorgefunden, über den ich ganz selig bin. Ich sehe daraus, daß Du noch ein kleines bißchen böse auf mich bist, weil Du gar nichts Liebes geschrieben hast. Aber die Hauptsache ist, Du bist bei guter Laune und der Sonntag, wie Du ihn mir geschildert hast, mit den Kirchenglocken, den Bauern, die in die Kirche gehen und die sonnigen Wiesen, die ganz gelb vom Löwenzahn sind, erscheint mir so schön und friedlich, daß man vergessen könnte, daß Krieg ist.
Schreibe mir, ob sich Deine Krampfadern bemerkbar machen oder was sonst mit Dir los ist. Hast Du in Deinem neuen Amt sehr viel Arbeit und mußt Du sehr viel herumfahren? Da die Kompanien ja in verschiedenen Ortschaften untergebracht sind und Du sie alle regelmäßig besuchen mußt, so bist Du ja sicher sehr viel auf der Tour. Wie machst Du das, mit dem Rad oder führt man Dich mit dem Auto oder Motorrad dort herum? Weißt Du schon etwas über Deinen Kurs und wo er stattfindet?


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen