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Wenn Du diesen Brief erhalten
wirst, wirst Du schon im Besitz meines Briefes vom 27. April 41 sein. Ich
mußte leider diesen Brief frühzeitig abbrechen, da mir sowohl die
Tinte im Füllhalter als auch das Licht ausging. Mit dem Licht ist es
überhaupt sehr schlecht bestellt. Elektrisches Licht gibt es keines,
Petroleumlampen sehr wenig und Kerzen sind alle aufgekauft. Wenn also im Zimmer
eine Kerze brennt, so gehört sie meistens demjenigen, der dahinter sitzt
und ein anderer hat natürlich kein Recht, dieselbe nur ein Stück zu
verschieben oder gar wegzunehmen. Heute haben der Hauptfw. und ich eine
Petroleumgaslampe in Schwung gebracht und wir haben bis jetzt 20 Uhr daran
gearbeitet. Der Lohn blieb nicht aus und ich sitze jetzt in der
hellerleuchteten Stabsschreibstube und werde von allen ob des herrlichen
Lichtes beneidet. Das Wetter ist hier bei uns auch ganz scheußlich.
Dabei haben wir nichts zum Heizen und heute mußte leider eine
Schulbank daran glauben, daß sie eben bessere Dienste tut, wenn sie in
den Ofen wandert, als am kalten Flur herumzustehen. Unser Dorf ist derart
verschmutzt, daß der Major angeordnet hat, die Straßen vom
ärgsten Schmutz zu befreien und Schotter hinzuführen. Dabei
müssen die Juden beiderlei Geschlechts gemeinsam mit den Soldaten fest
zupacken, um ihr Dorf in einen besseren Zustand zu bringen. Am 1. Mai soll ein
Maibaum vom Militär aufgestellt werden und die Reg.Musik wird dazu
spielen. In Münsterberg ist von uns niemand mehr. Die Bilder für die
Ausstellung hat gestern die Division von mir abverlangt. Vom Reg. wurde heute
telefonisch durchgegeben, daß ich für "große Verdienste um die
Fotoausstellung", welche bis jetzt nicht stattgefunden hat, Rm. 50.- zuerkannt
bekommen habe. Im Stab bei uns ist alles in Ordnung und ich habe nach wie vor
eine ganz große Nr. Meine Planstelle lautet nun "zur besonderen
Verwendung". Mir kann es recht sein, mit Fotoarbeiten will ich nichts mehr zu
tun haben. |