Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE POLEN

Wien, 25. Mai 1941

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Kommentar

Heute war ein so wunderschöner heißer Sonntag, an dem man sich so recht nach Herzenslust erholen konnte. Ich habe ihn auch sehr ausgenützt.
Ich bin gestern, Samstag, um 5 Uhr von zu Hause weg und wieder nach Mödling bzw. nach Gaaden gefahren. Dort machte ich noch einen wunderschönen Abendspaziergang nach der Ortschaft Siegenfeld, am Fuße des Eisernen Tors. Die Straße führt von Gaaden in südwestlicher Richtung und ringsherum sind nur Wiesen und Wälder und Berge, soweit das Auge sieht. Da bekommt man erst so einen Begriff vom "Wienerwald".
Es gibt dort sehr viele Föhrenwälder, und der Geruch von Harz und Nadeln in der warmen Sonne ist einfach berauschend. Dann gab es ununterbrochen blühende Sträucher von einer Art, die ich noch nie gesehen habe. Der ganze Strauch besteht nur aus großen, weißen Blüten. Leider weiß ich nicht, wie der Strauch heißt. (Vielleicht Seidelbast?)
Am Husarentempel machte ich kurz Rast und genoß den herrlichen Rundblick. Auf dem ganzen Weg von der Anningerstraße zum Husarentempel machte ein Sturzkampfflugzeug ununterbrochen seine halsbrecherischen Übungen, machte Saltos in der Luft, stürzte senkrecht hinunter und schraubte sich wieder kerzengrad in die Luft. Das dauerte vielleicht eine Stunde lang.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen