Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND II

Wien, 23. Mai 1943

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Kommentar

Herma besitzt einen Kirschenbaum im Garten der Schwiegereltern, und davon haben wir heute geerntet. Der kleine Kurtl, der inzwischen schon 17 Jahre alt geworden ist, ist bereits seit einigen Wochen als Luftwaffenhelfer eingerückt und befindet sich in Schwechat in einer Kaserne. Er geht in die 7. Klasse Oberschule und hätte nächstes Jahr die Matura machen sollen. Statt dessen wird er aber heuer noch einrücken müssen. Von Schwechat aus muß er dreimal in der Woche nach Simmering in die Schule fahren, wo ihnen ein notdürftiger Unterricht erteilt wird. Alle 10 Tage darf er einmal über Nacht nach Hause fahren. Da er jetzt vor der Einrückung zum Wehrdienst steht, mußte er sich diese Woche entscheiden, zu welchem Truppenkörper er kommen will, und also hat er sich für die Panzer entschieden. Die Eltern und Großeltern sind natürlich über das alles sehr unglücklich, besonders auch, daß das Lernen und die Matura jetzt so in Frage gestellt sind, nachdem sie ihn 7 Jahre lang auf die Oberschule geschickt haben.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen