Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Wien, 22. Oktober 1940

Bild klickbar



Kommentar

Heute nachmittag war ich einen Sprung bei meiner Freundin Grete Fiala-Holzfeind, die mir ganz aufgeregt mitgeteilt hat, daß ihr Mann gestern die Verständigung erhalten hat, er sei ab nächsten Montag in einen Ort bei Warschau versetzt. Du weißt doch, er ist Lehrer und soll nun eine Schule mit 120 Kindern in einem polnischen Dorf übernehmen, denen er deutsch beibringen soll. Beide sind natürlich sehr unglücklich darüber, daß er so momentan in eine so entlegene und gefahrvolle Gegend gehen muß, und sie kann doch nicht mit ihm fahren, da sie hier ja das Geschäft hat. Eine Einwendung gegen die Versetzung ist auf keinen Fall statthaft, hat man ihm bei der zuständigen Behörde gesagt und noch allerhand, was ich gar nicht schreiben kann.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen