Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Wien, 22. September 1940

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Kommentar

Ich ging in das Diözesanmuseum im Erzbischöflichen Palais in der Rotenturmstraße und blieb bis nach ½ 12 Uhr dort. Es ist wirklich zum Wundern, wie man auf Schritt und Tritt in dieser alten Wienerstadt auf Neues und Schönes stößt, wenn man ein bißchen anfängt zu suchen. Das Leben erscheint einem nicht mehr so sinnlos, wenn man sieht und greifbar spürt, was versunkene Generationen geschaffen haben, auserlesene Menschen, die nun schon längst vermodert sind.
Ich denke sehr viel an Dich und an die völlige Sinnlosigkeit unseres Getrenntseins. Wenn ich die Zeitung lese, so wie ich es heute bei Mutter ein bißchen tat, ärgere ich mich unsagbar. Was ist das für ein Leben! Was ist das für eine Welt! Ich möchte nicht die Verantwortung dafür tragen müssen, was da entsteht.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen