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Heute muß ich Dir unbedingt
schreiben, und ich will es Dir gar nicht länger mehr verheimlichen,
daß ich seit drei Tagen im Graben, also in vorderster Linie, als
Schwadronstruppführer meinen Dienst für Großdeutschland
versehe. Ich habe ja schon eine leise Vorahnung gehabt, und nun ist es eben
Wirklichkeit geworden. Die Verluste waren groß, und so mußte eben
auf Leute der Trosse gegriffen werden, um die Lücken einigermaßen
auszubessern. Ich und noch 14 meiner Kameraden wurden also vom Troß, denn
unsere kämpfende Truppe wurde zur Gänze aufgerieben, zu einer anderen
Feldeinheit, wie es heißt, vorübergehend, abkommandiert. Spatzilein,
wie hier deutsche Soldaten leben nüssen, das kann sich in der Heimat
bestimmt niemand vorstellen. Dabei haben wir momentan das große
Glück, daß sich der Russe, er liegt uns nur wenige 100 m
gegenüber, außer dem täglichen üblichen M.G. und
Artilleriestörungsfeuer, ruhig verhält. Aber wie lange wird das so
bleiben? Ich hocke in einem von mir selbst geschaufelten Loch und schreibe
Dir diesen Brief. Die einzelnen Schützenlöcher sind mittels
Laufgräben verbunden, und der Russe kann jede Bewegung von uns wahrnehmen.
Untertags sind wir also Gefangene unserer eigenen Löcher und Gräben
und dürfen den Kopf nicht hinausstrecken. Der Batl. Gefechtsstand befindet
sich im nächsten Dorf in einem Bunker und ist zirka 2 km von uns entfernt.
Verpflegung und Munition erhalten wir nur nachts, und das ist die einzige
Möglichkeit, für einige Zeit unser Grab zu verlassen. Untertags sind
wir also für niemanden zu sprechen, und Du kannst Dir jetzt ungefähr
vorstellen, was für ein Hundeleben wir hier führen. Zu trinken haben
wir Kaffee in der Feldflasche, eventuell Schnaps. Das Essen abends ist gut und
reichlich, meistens Fleisch, Kartoffeln und Gemüse, gleichzeitig empfangen
wir auch für den nächsten Tag das Mittagessen. Es ist kalt und
besteht aus Brot, Fleisch oder Fischkons., Fett oder Honig, Drops, Alkohol und
Zigaretten. Wasser gibt es keines, unsere Stellung verläuft im freien
Feld. Wäsche haben wir nur, was jeder am Körper hat, alles andere
befindet sich beim Troß und der ist nicht weniger als zirka 150 km von
uns entfernt, hinter Rosslawl. Waschen, Rasieren und Wäschewechseln gibt
es also nicht. Als wir hier rauskamen, es war gerade eine Regenzeit, standen
die meisten Gräben unter Wasser, und wir waren in kurzer Zeit zu
unkenntlichen Dreckklumpen verwandelt. Seit gestern herrscht wieder
Schönwetter, und wir sind wieder trocken, wenn aber jetzt jemand an uns
ankommt, geht eine Staubwolke auf. Der Boden besteht nämlich zur
Hälfte aus Sand, zur anderen Hälfte aus Lehm. Vor unseren Stellungen
wär schon ein schöner Fluß, aber er ist im Besitz der Russen.
So, jetzt habe ich Dir genug von mir erzählt, vielleicht schon zu viel.
Ich habe nur eine Bitte an Dich, verliere nicht den Mut, glaube an mich und
behalte mich weiterhin lieb. Bete zu Gott, er soll mich weiterhin
beschützen. Wenn Du jetzt noch einmal in der Woche einen recht lieben
Brief schreibst, so ist dies alles, was ich in meiner jetzigen Lage von meiner
über alles geliebten Gattin und Kameradin verlange. |