Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE POLEN

Wien, 22. Mai 1941

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Kommentar

Heute, einen Tag nach Deiner Abreise, schreibe ich Dir den ersten Brief, Nr. 1, ich will von vorne beginnen. Ich bin gestern sehr gut vom Bahnhof nach Hause gekommen und hatte sogar noch Lust dazu, alles was zu Hause herumlag aufzuräumen, sodaß auch nicht ein Stück draußen liegenblieb.
Heute war die Bedienerin da und hat wieder alles ordentlich aufgeräumt.
Heute werde ich nicht mehr viel machen, da ich sehr müde bin und zeitlich schlafen gehen werde. Nachmittags war ich bei unserem Holzhändler, um den Brennstoffbedarf für den Winter anzumelden, aber man sagte mir, daß ich als Holzdauerbrandofenbesitzerin momentan nichts anmelden muß, sondern abwarten muß, bis man mir den Holzdauerbrandausweis vom Wirtschaftsamt zuschicken wird.
Ich bin jetzt sehr traurig, daß Du wieder fort bist und besonders traurig bin ich darüber, daß wir diese paar Tage besonders wenig für uns nützen konnten. Wie ist das nur gekommen? Ich glaube, man muß sich die Leute noch mehr, als wir es ohnehin schon tun, vom Halse halten.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen