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Nach der gestrigen Marschleistung
von über 40 km sind wir von Bliesbrück nach Bütten
über Saargemünd, Saaralben gekommen. Ich will nichts darüber
erzählen und jammern, sondern lege Dir nur einen kurzen Bericht unserer
Zeitung bei. Die Anstrengungen waren umso großer, als der Weg nicht auf
schönen Straßen sondern auf gesprengten Straßen und durch
Flüsse und schlechte Feldwege ging. Ich war dabei laut Befehl meines
Oberleutnants bzw. Majors als Bataillons-Melder zu Rad eingeteilt und hatte die
anstrengende Aufgabe, die Befehle von vorn nach rückwarts zu den Kompanien
zu bringen. Ich fuhr also den Weg doppelt und dreifach. Trotzdem überstand
ich alles ganz gut und befinde mich heute wieder ganz wohl, obwohl ich heute
erst um 3 Uhr früh ins Stroh kam. Heute ist Ruhetag, also Reinigung, und
morgen geht's wieder um 5 Uhr früh weiter. Heute war bereits
Auszahlung, in neuem Papiergeld, wohl Reichsmark, aber solche, die auch im
besetzten Frankreich gelten und nicht bei Euch. Wir können uns aber
jederzeit neues in altes Geld und umgekehrt umtauschen. Unsere Löhnung von
Rm. 20.- für zehn Tage entspricht einem Betrag von Frs. 400.-, was
natürlich sehr viel ist und wir kaufen daher ungeheuer billig. Viele
Sachen bekommt man auch hier nicht, z.B. Zucker, Hefe und Gewürze. Auch
mangelt es wegen des Krieges an Zufuhrmitteln und daher ist auch da in
bestimmten Artikeln Mangel.
Nachdem heute schon der 23. Juni
ist, kann ich Dir gleich weitererzählen. Wir sind also gestern von
Bütten weitermarschiert bis Schalbach. Dies gehört bereits zu
Lothringen. Wir waren mittags bereits hier und ich wohne privat mit meinem
Kollegen Schreiner aus Wels bei einem Bauern in einem sehr schönen netten
Zimmer. Wir werden wahrscheinlich morgen weitermarschieren. Wohin, wissen wir
noch nicht. Wir haben uns also heute gründlich gereinigt und frische
Wäsche angezogen. Vormittag waren wir in der Kirche beim Gottesdienst. Die
Leute hier sind sehr fromm und nicht sehr gut auf uns zu sprechen. Die jungen
Männer des Ortes sind bei den Franzosen eingerückt und nicht hier.
Ich bin nun sehr froh, endlich aus dem Kampfgebiet und dem geräumten
Gebiet heraußen zu sein, um wieder in bewohnte Ortschaften zu kommen. Die
Leute hier sprechen alle deutsch, können aber auch französisch. So
die Ortschaft ist sehr nett, nur ein bißchen schmutzig. Heute haben wir
bis 9 Uhr geschlafen und uns so ein bißchen von den Strapazen
ausgeruht. Das Wetter ist schön, die Sonne brennt herab und wir sind schon
schwarz wie die Neger. Zu essen und trinken haben wir genug, jetzt
überhaupt, wir trinken herrliche französische Weine. Mit
Plänen für die Zukunft tu ich mich nicht belasten, das wird sich
alles an Ort und Stelle ergeben. Ich habe noch wenig Hoffnung, auch wenn Friede
mit Frankreich ist, daß ich in Bälde nach Hause komme, da ja bis zum
endgültigen Frieden noch einige Zeit verstreichen wird. Bezüglich
Deiner Frage, ob wir auf dem Gebiet der Weltanschauung auch durch eine
längere Trennung zusammenstimmen werden, kann ich Dir nur schreiben,
daß ich Dir volles Vertrauen entgegenbringe. |