Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Münsterberg, 20. September 1940

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Kommentar

Wie ich Dir ja telefonisch schon mitgeteilt habe, bin ich um 6.06 Uhr in Breslau angekommen. Ich mußte erfahren, daß der nächste Zug um 10.30 Uhr nach Münsterberg fährt. Ich benützte aber diese Zeit und schaute mir Breslau ein wenig an.
Schnurrl, ich bin von Breslau derartig begeistert, daß ich es Dir gar nicht richtig schildern kann. Es gibt dort so viele herrliche Bauten, wie ich es noch selten in einer Stadt gesehen habe. Ein Prachtstück ist das Breslauer Rathaus am sogenannten Ring. Dabei fließen mitten durch die Stadt Oderkanäle mit Alleen zu beiden Seiten der Ufer und schöne Parkanlagen findet man auf Schritt und Tritt. Schade, daß wir nicht dorthin gekommen sind.
Gegen Mittag bin ich in unser Städtchen gekommen. Es hat zirka 9000 Einwohner und es gefällt mir auf den ersten Blick ganz gut.
Spatzilein, es ist so traurig, daß wir nun wieder jeder alleine sind, noch dazu, wo ich sehen muß, wie andere ihre Frauen kommen lassen und jede freie Minute mit ihnen beisammen sind. So auch Dr. Zankl. Schade, daß Du, obwohl ich so nahe von Wien bin, nicht kommen kannst


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