Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE FRANKREICH

Metz, 19. Juli 1940

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Kommentar

Wir sind also Sonntag, den 7. Juli 40 in Metz einmarschiert und die Bevölkerung war wenig begeistert davon. Es sind wohl sehr viele Deutsche hier, aber auch die sprechen meistens französisch. Die Stadt ist sehr schön und hat wunderbare Bauwerke, die Kathedrale, das Palais du Gouverneur, der Bahnhof und das Palais de Justice an der schönen la Moselle mit dem herrlichen Strandbad und der schönen Uferromantik. Ich habe schon sehr schöne Ansichtskarten gekauft und werde Dir sie alle nacheinander schicken, damit Du siehst, wie schön es hier ist.
Montag abend war ich im hiesigen Stadttheater und schaute mir "Die lustige Witwe" von Lehar an und am Donnerstag, den 8. Juli war das berühmte Variete Werner Kroll hier. Die Karten hiezu bekommen wir vom Stab und ich sitze immer in der Loge. Untertags habe ich sehr viel zu tun gehabt mit der Reinigung und der Einrichtung meines Arbeitsraumes. Du mußt wissen, daß ich nicht in der Kaserne, sondern in einem sehr schönen großen Haus mit Garten wohne.
Soeben trifft eine erfreuliche Nachricht ein. Die Urlaubssperre ist mit 20. Juli 40 aufgehoben. Ich habe also Aussicht auf baldigen Urlaub.
Das Feldküchenessen ist jetzt wieder besser geworden und heute war es besonders gut. Gebratenes Rindfleisch mit Saft, grüne Fisolen und heurige Erdäpfel. Hier bekommt man noch sehr gute Sachen zu kaufen. Bohnenkaffee mit Schlagobers, ebenso Torten und Erdbeeren.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen