Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE ZNAIM

Samstag, 16. März 1940

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Kommentar

Leider ganz vergeblich habe ich die ganze Woche auf eine Nachricht von Dir gewartet und auch gestern hast Du nicht - wie ich bestimmt erwartet habe - angerufen. Hoffentlich geht es Dir gut und es war nur der Zeitmangel Deinerseits, daß Du mir gar keine Nachricht hast zukommen lassen. Ich gehe jetzt zu Deinen Eltern hinüber, um Vater die Sachen für Dich mitzugeben. Ich werde ihn bitten, Dir zu sagen, daß ich gerne und sehnsüchtig auf ein paar Worte von Dir warte.
Mir geht es leider nicht gut, mein Schnupfen und starke Rückenschmerzen quälten mich die ganze Woche und ich komme aus meiner Müdigkeit einfach nicht heraus. Es muß wahrscheinlich eine übergangene Grippe sein, was mir solche Beschwerden macht und ich habe eine unüberwindliche Sehnsucht, ein paar Tage auszuspannen und eine Luftveränderung vorzunehmen. Ich möchte gerne die zwei Tage Urlaub, die ich noch habe, nach Znaim kommen und dort bleiben und eventuell Ausflüge in die Umgebung machen und jede Deiner freien Stunden mit Dir verbringen.
Ich habe mir gestern neue Bücher von Senghofer geholt, also da bin ich vorlaufig mit interessanter Lektüre versorgt, auch habe ich die russische Aufgabe zu schreiben und zu lernen, aber trotzdem werden meine Gedanken mehr bei Dir draußen sein als hier.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen