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Ich habe schon sehr
sehnsüchtig auf Deinen Brief gewartet, welchen ich auch Donnerstag abend
bei der sog. "Parole" erhalten habe. Spatzilein, es betrübt mich sehr,
wenn ich lesen muß, daß Du so traurig bist. Wenn ich schon so
verzweifelt bin, da ich keinerlei Hoffnung mehr sehe, daß wir
überhaupt noch ein ruhiges und zurückgezogenes Leben führen
können, da ich doch täglich mit Dingen zu tun habe, welche mich nie
interessiert haben und die mich zum Wahnsinn treiben, so kannst doch wenigstens
Du noch Tätigkeiten betreiben, welche Dir Spaß machen und zu denen
Du Lust hast. Vielleicht tut Dir das viele Alleinsein nicht gut und schau Dich
doch um nette Menschen um, welche Dich auf andere Gedanken bringen. Hier
ist es furchtbar kalt und wir leiden sehr darunter. In der Stube ist es wohl
warm, aber wir sind doch den ganzen Tag draußen. Diese Woche hatten wir
einen 15 km Marsch mit Fliegerangriffen und Panzerwagenüberfällen und
als Draufgabe 20 Minuten mit umgehängter Gasmaske zu marschieren. Es war
eine wirkliche Qual. Nicht einmal die Länge des Marsches als die
außergewöhnlichen Umstände. Es war wie gesagt sehr kalt und die
Straßen durch den vielen Schnee für jeden Verkehr unpassierbar. Wir
mußten aber durch und sanken stellenweise bis über die Stiefel ein.
Außerdem kam alle Augenblicke das Kommando "Fliegerdeckung" oder
"Panzerdeckung" und wir mußten von der Straße in den tiefen Schnee
verschwinden. An Anstrengung gerechnet war es wohl ein 30 km Marsch mit allen
diesen Mätzchen. Bei den vorletzten Übungen war es so kalt,
daß sich einige Leute die Ohren und 1 Mann die Hand erfror. Die letzte
Übung wurde wegen der Kälte nach zwei Stunden abgebrochen. Ich bin
wohl sehr warm angezogen, aber allzuviel geht auch nicht, da Du Dich sonst
überhaupt nicht bewegen kannst und auf das wird großer Wert gelegt.
Ich bin schon die ganze Woche sehr verkühlt und habe starken Husten.
Dabei geht es fast jedem so in der Stube und Du kannst Dir vorstellen, was
das für eine Bellerei abends und in der Nacht ist und was wir schlafen.
Diese Woche haben sich natürlich viele krank gemeldet und das Ergebnis
war, daß diejenigen, welche Husten und Schnupfen hatten, unter Aufsicht
unseres Kompaniechefs strafexerzieren mußten. Daß die Leute dabei
nicht gesund wurden, ist begreif1ich. Gestern, Samstag nachmittag, hatten
wir um 1/2 15 Uhr dienstfrei und ich machte mir einige Besorgungen in der
Stadt. Dabei hatte ich große Sehnsucht nach Dir, denn von vielen Kollegen
kamen die Frauen und waren überglücklich und ich ging allein und
hatte niemand. Ausgang war allerdings nur bis 24 Uhr und nur gegen Bewilligung.
Ich werde gleich für nächsten Sonntag ein Zimmer bestellen, denn es
war diesmal so, daß viele Angehörige im Gastzimmer übernachten
mußten, da keine Zimmer mehr zu haben waren. Spatzilein, ich freue mich
schon sehr auf den nächsten Sonntag, das heißt auf Samstag, um Dich
endlich wieder zu sehen und endlich wieder einmal ganz zu besitzen.
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