Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Münsterberg, 15. Jänner 1941

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Kommentar

Hier gibt es sehr viel Schnee, viel mehr als in Wien und der Bahnverkehr wird nur mit großer Mühe aufrechterhalten. Die Straßen sind fast zur Gänze verschneit und der Autoverkehr ist eingestellt.
Unsere Verpflegung wird von Neisse mit drei großen Schlitten zu je vier Pferden geholt und die Leute fahren einen Tag hin, übernachten dort und kommen erst am nächsten Tag wieder. Das ist aber nur eine Strecke von zirka 50 km. Der Befehlsempfänger fährt per Bahn und bleibt auch immer in Patschkau über Nacht, da er kaum in einem Tag hin und zurück kommt. Diese Strecke ist ungefähr 20 km.
Du kannst Dir also vorstellen, wieviel Schnee wir hier haben. Sonntag nachmittag wollte ich dienstlich nach Patschkau fahren per Auto, doch am halben Weg blieben wir im Schnee stecken und konnten weder vor noch rückwärts. Wir gingen in ein nahe gelegenes Gasthaus, um von dort Hilfe anzufordern. Nach zwei trostlos verbrachten Tagen und Nächten wurden wir endlich von unserem traurigen Los befreit und per Schlitten wieder nach M. gebracht. Hoffentlich wird dann Ende Feber alles fertig. Momentan arbeite ich auch noch in der Schreibstube, wo immerhin allerhand zu tun ist.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen