Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND II

Wien, 14. März 1943

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Kommentar

Ich habe heute soviel mit Dir gesprochen, so viele ernste, schöne, süße Worte, und Du hast mich ganz gut verstanden. Ich war dann so glücklich und fühlte mich mit Dir vereint so wie in den Tagen vor nun gerade zwei Jahren, da ich Dich um diese Zeit Mitte März in Münsterberg besucht habe. Diese schönen, wunderbar schönen Tage, vom ersten Augenblick, da Du mich vom Zug holtest, bis zu unserem Abschied. Besonders eine Begebenheit fiel mir heute wieder ein, da ich jetzt am Abend Beethovens Klaviersonate hörte. Da dachte ich daran, wie ich in Münsterberg des Nachmittags immer, wenn Du Dienst hattest, meine Spaziergänge allein unternahm und einmal in einem weit entfernten Nachbardorf ging, über die weit gestreckten Hügel und Felder, auf denen noch der Schnee lag und wo ich viele Dutzende von Hasen aufgestöbert habe. In diesem Dorf war eine einfache Dorfkirche, und dort kniete ich hin beim Hauptaltar und rechts über mir war eine Statue der heiligen Hedwig. Und ich brachte mein Gebet und Anliegen vor und bat darum, mir meinen größten Wunsch zu erfüllen, daß ich eine Tochter bekommen möchte. Gott hat meinen Wunsch nicht erfüllt, und ich muß mich darein ergeben.
So wie Du mir damals in Münsterberg in den 8 Tagen erschienen bist, so sollst Du immer bleiben, so zuverlässig, so aufmerksam, der beste und herrlichste von allen Männern auf Erden.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen