Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE POLEN

Andrychow, 13. April 1941

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Kommentar

Heute ist Ostersonntag und ich bin eigentlich ein bißchen traurig. Wir sind jetzt schon ganz nahe der Beskiden und links und rechts der Straße auf den Bergen gibt es noch sehr viel Schnee. Heute habe ich in einer Schule geschlafen und dort hatten wir die Möglichkeit, uns warm zu duschen. Ich sage Dir, es war einfach göttlich.
Die Hauptstraßen sind gefüllt mit Militär und ununterbrochen rollt Kolonne um Kolonne heran und will gar kein Ende nehmen. Heute fahren wir nach Izdebnik weiter, das ist in der Nähe von Myslenice. Es ist ein scheußliches Zigeunerleben.
Frau PoIlak war sehr brav und hat mir mit den Leuten, welche noch in Münsterberg geblieben und jetzt erst nachgekommen sind, ein großes Eßpaket geschickt.
Morgen sind es genau 14 Tage, seit ich von Dir keine Nachricht habe, aber die Feldpost ist auch am Marsch und wir bekommen die erste Post erst Dienstag, 15. April 41, das ist der Tag unseres Eintreffens In der neuen Unterkunft Neumarkt.
Heute kamen schon Leute von uns aus Neumarkt zurück. Es soll dort katastrophal ausschauen, 2/3 Juden und 1/3 Polen, Deutsche überhaupt keine. Die Juden tragen hier weiße Armbinden mit dem Zionstern. Die Unterbringung soll schlecht sein. Hoffentlich bleiben wir dort nicht allzu lange.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen