Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE HINTERLAND

Wien, 12. November 1943

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Kommentar

Ich habe gestern Deinen lieben Brief vom 6. November erhalten und bin natürlich ganz überrascht über die Wendung in Deiner Angelegenheit. Ich habe auch heute gleich Deinen Vater angerufen und ihm mitgeteilt, daß Du nach Braunschweig kommen sollst. Er war auch ganz erstaunt darüber, aber trotzdem möchte ich Dich bitten, Dich nach Möglichkeit zu fügen, um Deine Situation nicht zu verschlechtern. Ich würde Dir sogar raten, Dich ja in nervenärztliche Behandlung zu begeben, Du kommst wieder mit anderen Menschen zusammen, und früher oder später, jedenfalls aber noch im Laufe des November, wird ja auch Deine Überführung nach Wien doch nicht umgangen werden können.
Franzl ist diese Woche von Italien nach Hause gekommen, und zwar (vorläufig) für ständig. Denn alle über 40 Jahre alten Eisenbahner wurden nach Hause geschickt, und er macht bereits wieder am Westbahnhof Dienst. Du siehst also, man soll die Hoffnung nicht vorzeitig verlieren und immer auch auf einen guten Zufall warten.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen