Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Wien, 11. Dezember 1940

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Kommentar

Ich komme erst jetzt gegen ½ 9 Uhr abends nach Hause, da ich heute nachmittag einen Besuch bei Verwalter Bösel machte. Du kennst ja wohl den Verwalter und seine Frau und auch sie kennen Dich beide. Die Wohnung ist, soviel ich gesehen habe, ganz entzückend, in einem einstöckigen Bürgerhaus in Alt-Hietzing.
Wir hatten so vieles zu erzählen, daß wir gar nicht fertig wurden. Ich höre sehr viele Neuigkeiten von vielen unserer Bekannten und der Verwalter erzählte mir über seine Erlebnisse als Verwalter in Weyer vom Sommer 1938 bis heuer zum Frühjahr, wo die Sache ein Ende fand. Du kannst Dir wohl die Gründe denken, die für seinen Abgang dort in Frage kommen. Tatsache ist, daß sowohl er als auch seine Frau aufs äußerste verbittert und enttäuscht, wenn nicht gar lebensüberdrüssig geworden sind. Es ist halt immer wieder dasselbe, wirklich anständige und gerade Menschen können eben manchmal nicht weiterkommen.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen