Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Wien, 11. Dezember 1940

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Kommentar

Ich werde schon froh sein, wenn ich alle Weihnachtseinkäufe hinter mir habe, sie haben mich heuer wirklich viel Kopfzerbrechen und sehr viel Zeit gekostet. Auch meiner Kassa tut dieses Weihnachtsfest nicht gut wie überhaupt der ganze Monat Dezember.
Im Büro haben wir jetzt auch immer sehr viel zu tun, da gegen Ende des Jahres viele Abschlußarbeiten zu machen sind, ferner sind für das nächste Jahr sämtliche Formulare und Drucksachen neu anzulegen, die Steuerkarten geben viel Arbeit.
Gestern war Hans R. bei mir im Büro und zeigte mir einen Brief von Edith und Roserl. Roserl schreibt zum erstenmal ein bißchen zuversichtlicher und ihr Brief klingt nicht mehr gar so traurig und trostlos. Sie wünscht sich vor allem, daß Hans bald kommen möge (dazu besteht aber leider derzeit keine Aussicht) und schreibt, daß viele unserer Freunde jetzt wieder dort angekommen, "worüber sich besonders Vally freuen würde". Sie schreibt aber nicht wer. Vielleicht meint sie Dr. Röse und ihren Mann Dr. Erwin? Das würde uns doch tatsächlich sehr freuen. Sie schreibt, sie wünscht allen alles Gute, besonders "Tonerl und Robert". Sie läßt auch alle grüßen. Edith schickte ein Foto von sich mit, auf dem sie sehr gut getroffen ist. Hans brachte mir schon ein Weihnachtsgeschenk mit und zwar ein Buch, über das ich mich sehr freue und zwar brachte er es mir deshalb schon jetzt, weil er glaubt, daß er demnächst zum Arbeitsdienst muß. Hoffentlich können wir aber ihn und andere Freunde zu den Weihnachten einmal bei uns sehen.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen