Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Münsterberg, 10. Dezember 1940

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Kommentar

Seit Mittwoch habe ich noch mehr zu tun, da die ledigen Leute alle auf Urlaub gingen und ich die Urlaubsscheine, Fahrkarten und Soldbucheintragungen allein schreiben mußte. Zudem habe ich die Stabs-Schreibstube mit einigen Rückständen übernommen und die müssen aufgearbeitet werden. Außerdem muß ich die diversen Wünsche unseres Majors in bezug auf Fotos erfüllen. Da entstehen oft Kompetenzstreitigkeiten, aber zum Schluß geschieht dann doch, was ich will.
Ich fahre Mittwoch abend hier weg und bin Donnerstag früh in Wien. Heute hatten wir eine ganz große Bataillon-Übung mit Infanteriegeschützen, Pak und Flugzeugen hier in der Umgebung. Ich war als Bataillon-Melder und Ordonnanz eingeteilt. Es hat leider den ganzen Tag geschneit, jetzt habe ich noch bis 22 Uhr Dienst. Morgen, Freitag, haben wir wieder Unterricht bis 20 Uhr. Aktuelle Tagesfragen, etwas zum Einschlafen.
Sonntag will ich per Rad aufs Land und hoffe, wenigstens einen Teil der mir versprochenen Sachen zu bekommen.
Jetzt eine unangenehme Sache: Gestern war Hauptmann Vornehm vom Regiment bei uns. Er will mich für eine geplante Kriegsbilder-Ausstellung zum Regiment nach Patschkau nehmen und zwar vorläufig für 4 Wochen. Ich sagte ihm gleich, daß ich doch verheiratet wäre und meine Frau unglücklich, wenn ich zu den Feiertagen nicht nach Hause käme. Er ließ sich erweichen und wir einigten uns, daß ich am nächsten Montag und Dienstag nach Patschkau fahre, um Näheres zu besprechen und die ganze Sache nach meinem Urlaub im Jänner durchgeführt werden soll.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen