Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE FRANKREICH

Wien, 10. August 1940

Bild klickbar



Kommentar

Am Montag und gestern war ich wieder bei Hilde. Robert ist vom I-er ins II-er übersiedelt, ohne daß sich ein ersichtlicher Fortschritt in seiner Angelegenheit ergeben hat. Hilde fragte im II-er nach, ob sie etwas zu essen bringen könne, was aber verneint wurde und es wurde ihr gesagt, lediglich ein Feldpostpaket von jemand mit Feldpost-Nr. dürfe geschickt werden. Könntest Du vielleicht, falls es notwendig wäre, auch eines schicken? Ich hätte aber nicht gerne, daß es unter Deinem (d.h. auch meinem Namen) geschieht, denke einmal nach. Man hat Hilde den Prozeß für Ende September, Anfang Oktober in Aussicht gestellt.
Minnie ist derzeit auf Urlaub in Lübeck bei Bekannten auf Besuch. Sie hat ihren Posten schon wieder verloren im Zusammenhang eines großen Krachs, ist also jetzt ohne Posten und auf 14 Tage weggefahren. Sie sagte mir beim Abschied, daß sie nach ihrer Rückkehr zwei fabelhafte Stellen in Aussicht hätte und außerdem schrieb sie mir heute eine Karte aus Travemünde und bemerkte, daß man ihr auch dort eine fabelhafte Stelle zugesagt habe. Aber leider sind bei ihr alle Stellen am Anfang fabelhaft und enden gewöhnlich unangenehm.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen