Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND II

Wien, 10. Februar 1943

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Kommentar

Vorgestern, Montag, hat mich ganz unerwarteterweise Anny Jonak im Büro angerufen und mich gefragt, ob ich abends zu Frau Peutl am Tivoli kommen möchte. Wie immer bei solchen Besuchen bei Frau Peutl ist an ein baldiges Weggehen nicht zu denken, und so ist es fast 10 Uhr geworden, daß wir vom Tivoli weggingen.
Als ich in der Früh ins Büro gehen wollte und die Stiegen von unserer Wohnung hinunterging, kam die junge Frau Binder aus ihrer Wohnung und klagte mir, daß ihr so furchtbar schlecht ist und daß sie seit ½ 12 Uhr nachts schon auf ist und ununterbrochen in der Wohnung herumgeht, weil sie es vor lauter Schmerzen nicht aushält. Sie erzählte mir, daß sie die Absicht habe, jetzt sofort um einen Rettungswagen zu telefonieren, um in die Klinik zu fahren, weil sie glaubt, daß ihre Entbindung schon knapp bevorsteht. Gleich beim Nachhausekommen jetzt am Abend erkundigte ich mich nach ihr und erfuhr, daß sie tatsächlich heute vormittag ein Mädchen zur Welt gebracht hat.


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