Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Münsterberg, 9. Oktober 1940

Bild klickbar



Kommentar

Montag habe ich mit unserem Veterinär, dem Ord.Offizier, und dem Unt.Arzt sehr viel Sport betrieben, sodaß mir heute alles weh tut. Den Trainingsanzug kann ich jetzt sehr gut gebrauchen. Es ist nur furchtbar, daß man nach so viel Bewegung einen schrecklichen Hunger hat und das wenige Geld nicht ausreicht, um sich satt zu essen. Dabei bekommen wir hier, in unserem Hotel, alles ohne Karten und es gibt fast jeden Tag Rehe, Hirsche, Gänse, Enten und Huhn, ja sogar Täubchen gefüllt. Abends gibt's dann entweder Entenleber oder Eisbein mit Kraut, kalte Aufschnitte und Sülze. Du darfst aber nicht glauben, daß ich mir das jeden Tag kaufen kann mit meiner Mark pro Tag.
Gestern habe ich Deine Rm 20.- bekommen, wofür ich Dir sehr dankbar bin. Ich mußte gleich einen Teil weggeben, weil ich schon Schulden hatte. Spatzilein, ich ärgere mich furchtbar, wenn Du mir schreibst, daß Du wegen dieser oder jener Schmarrnsache, weil Du sie nicht erledigt oder gemacht hast, "unbefriedigt" oder "in Deiner Stimmung gedrückt" bist. Tu Dich doch nicbt unnnötig mit solchen Kleinigkeiten belasten und abquälen, das zahlt sich doch überhaupt nicht aus. Ich versteh Dich ganz einfach nicht.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen