Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE HINTERLAND

Wien, 7. Juni 1944

Bild klickbar



Kommentar

Es ist mir jetzt nach Deinem Fortgang aus der Wohnung und als ich am Abend gestern nach Hause kam, so traurig zumute gewesen. Trotzdem Du alle Deine Sachen so schön weggeräumt hast, damit ich nur ja keine Arbeit haben sollte, so spürte ich dennoch in allen Räumen noch einen Hauch von Dir. Dieses Liebe und Anmutige in Deinem Wesen ist es, was einen so großen Zauber auf mich ausübt seit den ersten Tagen, da ich Dich sah. Du wirst ja gestern die große Überraschung von der begonnenen Invasion schon erfahren haben, vielleicht schon im Zug. Was sagst Du nun dazu? Hoffentlich bedeutet das nichts Schlimmes für Dich, daß Du schon bald wieder wegmußt.
Gestern und heute abend hatte ich empfindliche Muskelschmerzen vom Ballspielen und Radfahren. Ich legte mich schon zeitlich nieder, aber leider bekam ich einen Strich durch die Rechnung gesetzt, indem ich mitten in der Nacht aufwachte. So viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, besonders um die jetzigen Ereignisse in Frankreich.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen