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Vor zehn Monaten, als Du
eingerückt bist, warst Du sehr unglücklich und Dein guter Instinkt
hat aus Dir gesprochen, als Du dem ganzen Militär gegenüber Dich
ablehnend und mißtrauisch verhalten hast. Wir haben doch
schließlich unsere eigene und berechtigte Meinung darüber gehabt.
Und ich kann nicht sagen, daß die Ereignisse der letzten 10 Monate
geeignet waren, unsere Meinung zu ändern. Wenn Du Dich heute mehr oder
weniger gleichgültig dazu verhältst und Dich irgendwie damit
abfindest, so ist das gewiß in erster Linie darauf
zurückzuführen, daß Du ja dagegen nichts machen kannst. Aber
Dein Urteil dem Kern der Sache gegenüber darf sich nicht ändern.
Ich muß eigentlich ununterbrochen daran denken, wie sehr Du leider
fremden Einflüssen zugänglich bist. Immer färbt Deine Umgebung
auf Dich in stärkerem Maße ab, als auf andere. Deswegen mußt
Du immer darauf bedacht sein, mit Deinem eigentlichen Ich, das ist in erster
Linie Deine Frau, Dein Heim, Deine Familie und unsere ganze Weltanschauung,
ganz besonders tief verwurzelt zu bleiben. Bedenke doch, was Deine jetzigen
Bekannten für Menschen sind, aus welchen Kreisen sie stammen, in welcher
Gedankenwelt sie aufgewachsen sind. Ist das wirklich Deinesgleichen? Sie
mögen persönlich sehr anständige Menschen sein,
oberflächlich gesehen auch gute Kameraden und vielleicht sehr angenehm im
Umgang. Sie sind überaus nett zu Dir und können Dich gut leiden,
aber doch nur darum, weil Du Dich ihnen angepaßt hast, in ihrer
Sprache, die sie immer gewohnt waren, redest. Was aber wäre, wenn Du in
Deiner Sprache redest, wenn sie wüßten, welches Deine Ansichten sind
usw. Du weißt schon, was ich meine, wären sie dann auch noch gute
Kameraden und angenehme Bekannte? Eine Kameradschaft am Wirtshaustisch mit
Zechgenossen ist keine Kameradschaft. Es wird schwer sein, wenn man sich einmal
weiter als gut war, mit diesen Leuten eingelassen, sich ein bißchen zu
distanzieren, aber trotzdem mußt Du es versuchen, jeden Tag. Du hast
Dir die Bibel mitgenommen und liest vielleicht manchmal darin. Ich habe in
bitteren und bittersten Stunden beten gelernt und versäume es seit vielen
vielen Tagen niemals mehr. Gott, der alles lenkt und durch unsere Wünsche
nicht beeinflußbar ist, da er die höchste Weisheit ist, er macht es,
daß die Wahrheit der innersten Seele sich wie von selbst offenbart.
Nun möchte ich Dich zum Schluß sehr bitten, mir eine
Bestätigung ehebaldigst zu schicken darüber, daß Du
gegenwärtig noch Militärdienste leistet, da ich damit zum Finanzamt
gehen muß mit meiner neuen Steuerkarte. Kannst Du auch wieder ein
Stück Toilettenseife mitbringen? Und bitte noch etwas. Man bekommt hier
jetzt tatsächlich keinen Wein zu kaufen, weder offen noch in Flaschen,
könntest Du 2 - 3 Flaschen mitbringen? Jetzt also wirklich Schluß
und schreibe mir wirklich bald wieder, in längstens 1 oder zwei Tagen,
Deine Freunde soll inzwischen der T. holen! Viele Schnurlibussi.
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