Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE FRANKREICH

Unterwegs, 6. Juli 1940

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Kommentar

Ich sitze im Straßengraben bei Brulange und schreibe Dir diesen Brief. Seit gestern früh sind wir unterwegs, um morgen mittag in Metz einzumarschieren. Wir sollen in der inneren Stadt eine Kaserne beziehen und längere Zeit dort bleiben.
In Metz soll auch elektrisches Licht sein und da werde ich sehr viel mit dem Vergrößern zu tun haben. Ich bin auch bei diesem Marsch als Bataillons-Melder eingeteilt und fahre per Rad, während der Bat.-Kommandeur und Adjutant reiten. Die Leute der Kompanie, welche zu Fuß gehen, müssen sehr viel mehr Strapazen auf sich nehmen und sind jeden Tag todmüde. Momentan bin ich auch sehr müde, schmutzig, staubig, unrasiert und ohne Freude. Auf unserem Marsch treffen wir ununterbrochen ganze Gruppen von französischen Soldaten, welche aus den Gefangenenlagern entlassen wurden und zu Fuß den weiten Weg nach Hause gehen. Es sind hauptsächlich Leute aus Elsaß-Lothringen und lauter arme zerlumpte Teufel.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen