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Heute sind es genau drei Tage,
seit wir von Münsterberg weg sind und ich kann es noch immer nicht
glauben, daß es Wirklichkeit ist, wenn mich nicht der immer
größer werdende Schmutz auf den Straßen und in den Quartieren
daran erinnern würde. Den ersten Tag ging es bis Neisse, den zweiten
Tag bis Neustadt i. Oberschl. und gestern bis Neudörfl. Die ersten zwei
Tage waren wir in Kasernen untergebracht und gestern und heute liegen wir in
Privatquartieren bei Bauern. Die Unterkunftsmöglichkeiten sind derart
schlecht, daß sie kaum zu beschreiben sind. Die Strohsäcke in den
Kasernen waren so schmutzig, daß ich mir überlegte, ob ich mich
niederlegen soll oder nicht. Statt des gestrigen Quartiers zog ich es vor, in
dem einzigen Gasthof auf der Bank zu schlafen. Heute graut mir schon vorm
Schlafengehen, denn ich muß mit zwei schmutzigen Jungens, die in einem
Bett Iiegen, in einem anderen schmutzigen Bett in einem Zimmer schlafen.
Morgen, Sonntag, ist Ruhetag und Montag früh geht es weiter. Über
Ratibor nach einem noch nicht festgelegten Ziel. Landen sollen wir in zirka
einer Woche in Neumarkt an der polnisch-slowakischen Grenze. Ob wir dort
länger bleiben, steht noch nicht fest. Ich sehe mit Bangen in die
nächsten Monate, denn, Du weißt, ich kann mich an vieles
gewöhnen, nur Schmutz macht mir ganz große Schwierigkeiten. Wir
denken momentan alle nur an eines und das ist unser schönes, reines
Münsterberg mit den uns besser vertrauten Menschen. Wie ich Dir ja
schon mitgeteilt habe, bin ich provisorisch als Rechnungsführer des Stabes
eingeteilt und habe mich um die Bezahlung der Unterkünfte und sonstige
Geldangelegenheiten während des Marsches zu kümmern. Ich fahre immer
mit dem Gepäckstroß, zu diesem gehört auch Uffz. Zankl und
Nemecek, sowie dem Verpflegungstroß per Lastauto der Truppe voraus und
bin meistens schon in den Vormittagsstunden am Übernachtungsplatz. Da noch
zwei Feldw. und ein Uffz. mitfahren, wir fahren auf vier Lastautos, muß
ich leider rückwärts am Auto sitzen. Das ist auch nicht das
Angenehmste. Sind die Straßen naß, kommt der ganze Schmutz herein
und sind die Straßen trocken, so kommen wir als Mehlsäcke an, von
oben bis unten weiß. Ich fühle mich schon so schmutzig, ich
würde ein Königreich für ein warmes Bad geben. So etwas gibt es
in dieser Gegend überhaupt nicht. Unser Major ist auch schon ganz
böse. Weiters sind wir alle, da wir doch der Truppe ständig
vorausfahren, Selbstverpfleger, d.h. wir bekommen Geld und Marken ausgefolgt
und können uns selbst vepflegen. Jetzt sind wir immer in so kleinen
Nestern, wo es nur einen Gasthof gibt und in diesen nichts als Schnaps und
Bier. Die Quartierleute laden mich wohl zum Essen ein, aber ich bringe vor
lauter Unsauberkeit keinen Bissen hinunter. Heute hat unser Zahlmeister in
Ratibor für uns schon Zloty ausbezahlt bekommen und wir können unsere
Mark bereits umtauschen. 1 Mark = 2 Zloty. Wie wir damit auskommen, weiß
ich noch nicht, angeblich soll es ziemlich teuer sein und Lebensmittelmarken
gibt es auch. Wir werden aber schon morgen nach Polen kommen, d.h. die
ehemalige poln. Grenze überschreiten. Es sind doch die Randgebiete
Deutschlands eingegliedert worden und es gibt dort die Rm. Erst im
Gouvernement werden die Zloty ihre Gültigkeit haben und wir dürfen
dort keine Rm. mehr ausgeben, wo aber die Grenze ist zwischen dem ehemaligen
Polen und dem Gouvernement, weiß ich momentan nicht. |