Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND II

Wien, 5. August 1943

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Kommentar

Heute hat der Wehrmachtsbericht von der Räumung von O. gemeldet, und das war natürlich gleich wieder ein Anlaß für mich, Deinetwegen in höchster Sorge zu sein. Auch Hansl ist, wie Herma mir heute sagte, bei O. gewesen, aber sie weiß sonst nichts Näheres.
Ich warte jetzt natürlich sehnsüchtigst auf die nächste Nachricht von Dir.
Ich habe heute in alten Papieren herumkramen müssen, und da fielen mir Fotografien in die Hände aus dem Jahr 1926, die unten am Winterhafen aufgenommen worden sind. Damals warst Du 16 Jahre alt und so ein süßer Junge, ich konnte Dein Bild gar nicht genug anschauen. Der Ausdruck Deines Gesichtes darauf ist so sanft und kindlich, daß ich beinahe gerührt war. So hat Dich Gott in meine Hand gegeben, als Du noch so kindlich jung warst, aber doch dem Leben aufgeschlossen, aber ich habe es ja im Anfang gewiß gar nicht so schätzen können, weil ich ja selbst noch zu jung und unerfahren war.


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