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Heute hat der Wehrmachtsbericht
von der Räumung
von O. gemeldet, und das war natürlich gleich wieder ein Anlaß
für mich, Deinetwegen in höchster Sorge zu sein. Auch Hansl ist, wie
Herma mir heute sagte, bei O. gewesen, aber sie weiß sonst nichts
Näheres. Ich warte jetzt natürlich sehnsüchtigst auf die
nächste Nachricht von Dir. Ich habe heute in alten Papieren
herumkramen müssen, und da fielen mir Fotografien in die Hände aus
dem Jahr 1926, die unten am Winterhafen aufgenommen worden sind. Damals warst
Du 16 Jahre alt und so ein süßer Junge, ich konnte Dein Bild gar
nicht genug anschauen. Der Ausdruck Deines Gesichtes darauf ist so sanft und
kindlich, daß ich beinahe gerührt war. So hat Dich Gott in meine
Hand gegeben, als Du noch so kindlich jung warst, aber doch dem Leben
aufgeschlossen, aber ich habe es ja im Anfang gewiß gar nicht so
schätzen können, weil ich ja selbst noch zu jung und unerfahren war.
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