Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE MÜNSTERBERG

Münsterberg, 4. Dezember 1940

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Kommentar

Herzlichen Dank für Deinen Brief vom Sonntag. Es waren wirklich gute Nachrichten dabei. Sehr gefreut hat mich, daß Robert wieder zu Hause ist. Ich kann es noch gar nicht glauben, aber hoffentlich hat er jetzt endgültig Ruhe und man läßt ihn in Frieden. Ich lasse ihn recht schön grüßen und freue mich schon sehr, mit ihm selbst sprechen zu können.
Mein Zimmer ist noch immer nicht geheizt und ich fürchte mich jeden Tag vorm Schlafengehen und Aufstehen. Die Leute hier sind derartig nett zu uns und ich kann mir wirklich aussuchen, wessen Einladung ich Folge leisten will. Ich kenne fast die ganzen Münsterberger Geschäftsleute, Fabriksbesitzer und bin bereits mit vielen "per Du". Ich bin bei den meisten sehr beliebt und daher auch gern gesehen. Du weißt, ich schließe mich selten wo aus und bin kein Spielverderber. Nachher tut es mir aber trotzdem meistens leid. Es ist spät geworden, ich habe zuviel geraucht oder getrunken und überdies habe ich Dir nicht geschrieben, was mich sehr bedrückt. Und ich mache mir Vorwürfe, weil ich mich gut unterhalten habe und Du bist allein zu Hause und vielleicht traurig.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen