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Ich weiß, Du wirst schon
böse auf mich sein, weil Du von mir gar keine Nachricht erhältst.
Aber wie Du aus rneinem letzten Schreiben entnommen haben wirst, sind wir seit
dieser Zeit in Kampfhandlungen verwickelt gewesen und wenn dies nicht der Fall
war, Tag und Nacht marschiert. Hatte man einmal einige Stunden Zeit, so wurden
sie benützt, um zu schlafen. Unsere Division war bei Ravaruska
eingesetzt und war eine der vordersten. Der Russe hatte dort eine
Bunkerverteidigung und unsere Kompanien hatten schwere Arbeit zu leisten. Ich
war ständig beim Gefechtstroß einige km weiter rückwärts
und hatte mich um die Verpflegung, d.h. um den Nachschub zwischen
Feldküche und kämpfender Truppe zu kümmern. Auch die Verbindung
Feldküche-Verpflegungstroß mußte ich aufrecht halten. Das
waren bestimmt keine kleinen Aufgaben und wir hatten oft unter starkem
Beschuß zu leiden. Der Russe kämpft zäh und die russische
Artillerie schießt gut. Ein Spähtrupp unserer 6. Kp. brachte die
ersten Gefangenen ein. Leider mußten einige Kameraden für immer
von uns Abschied nehmen. Ein Offz., acht Mannschaften sind tot und zirka 40
sind verwundet worden. Nach einem kleinen Rückmarsch sind wir sofort
wieder eingesetzt worden, aber ohne mich. Ich mußte in Druszkopol in die
Krankensammelstelle und der Arzt stellte eine beginnende Phlegmone beider
Unterschenkel fest. Die Ursache ist bestimmt in den großen Anstrengungen
der letzten Tage zu suchen, welche ich eben nicht gewohnt war. Ich fuhr doch
immer per Auto oder Rad und mit dem Einsatz sind uns aber die Autos weggenommen
worden. Die Straßen sind hier furchtbar schlecht, Sand, Sand und wieder
Sand. Ein Weiterkommen ist nur mit einem Panjefahrzeug (einem hier
Iandesüblichen Pferdefahrzeug) möglich und so waren wir gezwungen,
solche in größerer Anzahl zu requirieren. Ich setzte mich schon
streckenweise auf einen derartigen Wagen, aber wenn es halt gar zu schwer ging,
was meistens der Fall war, so stieg ich halt wieder ab. Meine Knöcheln
waren schon immer geschwollen, aber in letzter Zeit wurde das derartig arg,
daß sich die Geschwulst bis zum halben Unterschenkel hinaufzog und vom
Knöchel überhaupt nichts mehr zu sehen war. Die Folge war, daß
ich überhaupt nicht mehr gehen konnte. Außerdem färbten sich
die geschwollenen Stellen rot und blau. Ich verabschiedete mich also gestern
Nacht um ½ 2 Uhr von der Truppe, um diese Zeit wurde nämlich
Abmarsch befohlen, und humpelte mit meinem gesamten Gepäck unter
großen Qualen zur nächsten Krankensammelstelle. Dort verbrachte ich
die Nacht am Fußboden und um ½ 12 Uhr mittags fuhren von dort zwei
Krankenautos mit 11 Leuten aller möglichen Verletzungen mit uns nach
Sokal. Der Weg war schlecht und die Fahrt eine Qual. Hier um ½ 16 Uhr
angekommen, wurden alle in das Verbandszimmer geschafft. Meine Diagnose wurde
vom diensthabenden Unterarzt als richtig befunden und absolute Bettruhe mit
Hochlagern und abwechselnder Kühlung der Beine befohlen. Auch hier gibt es
kein Lazarett, sondern nur eine Krankensammelstelle, und ich liege in einer
ehemaligen Schule in einem Zimmer mit noch 24 Kameraden auf Strohsäcken.
Die Einrichtung ist primitiv und von Bequemlichkeit kann keine Rede sein. Alles
wartet auf einen Weitertransport in ein Feldlazarett. Die Verpflegung erfolgt
durch die Feldküche. Also auch nichts besonderes. Auf Befragen des Arztes,
wie lange diese Sache dauern wird, sagte er mir zu meinem Erstaunen, das kann
eine sehr langwierige Angelegenheit werden. Nachdem ich mich heute nachmittag
schon sehr wohl fühle und auch die Geschwulst etwas zurückgegangen
ist, hoffe ich doch in kürzester Zeit von hier wegzukommen, um zur Truppe
zurückkehren zu können. Vor dem Suchen der Truppe mit dem vielen
Gepäck fürchte ich mich schon jetzt. Sollte es aber noch
länger dauern, so würde ich ja in Bälde in ein Lazarett
geschafft werden und von dort wahrscheinlich zum Ers.Btl. Mistelbach. Wenn ich
dann soweit bin, werde ich selbstverständlich auch einen Erholungsurlaub
bekommen. |