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Liebster Spatz!
Gestern
hast Du von mir nur eine Karte bekommen, auf welcher ich Dir meine gute Ankunft
in Znaim meldete. Wir sind hier in der Albrechtskaserne einquartiert und
bereits eingekleidet. Na, Du würdest schauen, wenn Du mich in der
Übungsuniform sehen würdest. Nicht zum Erkennen (Stiefel, Hose,
Bluse, Mantel und Feldmütze). Auch so haben wir noch allerhand
gefaßt. Warme Socken, Fingerhandschuhe, Unterhose, Hemden, Pullover,
Ohrenschützer, Halstuch, Stiefeltücher, Überschwung, Eßschale,
Eßbesteck, Patronentaschen. Die Kleider sind zum Großteil alt und
sollen nur für die Abrichtung sein. Gepaßt hat mir natürlich
fast nichts und ich sehe aus! Nicht zum Anschauen! Mit den Stiefeln hab ich das
größte Gfrett, da dieselben über dem Rist nicht passen.
Ich kann daher schwer hinein und noch schwerer heraus. Die Menschen, welche
mit unserer Ausbildung betraut sind, sind durchwegs nette Leute und zum
größten Teil Wiener, welche schon den
Polenfeldzug
mitgemacht haben. Hoffentlich bleiben sie es auch. Heute vormittag haben wir
den "Bau unserer Betten" gelernt und das Einrichten unserer "Spinde". Jeder
Mann hat nämlich einen für sich allein. Mittags hatten wir Sauerkraut
mit Schweinefleisch. Es war ganz gut, aber nicht sehr viel. Nachmittags
faßten wir dann unsere Uniformen. Da dieselben alt sind und an meiner
gleich 3 Knöpfe fehlen, kannst Du Dir vorstellen, wie mir ist. Abends
hatten wir nur ein Stück Wurst und schwarzen Kaffee. Also wieder sehr
wenig. Wenn man da nichts zum Zusetzen hat, ein bißchen bitter. In der
Kaserne befindet sich wohl eine Kantine, aber es gibt dort nicht viel
Eßbares. Jetzt abends sitze ich in der Stube und schreibe Dir. Der
diensthabende Gefreite ermahnt uns schon, denn es ist gleich 21 Uhr und da
müssen wir schlafen gehen. Wecken ist um 6 Uhr und dann geht der ganze
Zauber weiter. Ausgang gibt es wahrscheinlich nicht vor 14 Tagen. Schreiben
können wir wann wir wollen und was wir wollen. Die Post nimmt dann immer
ein Soldat, der schon länger dient, mit und gibt sie auf.
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