Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 30. Juli 1942

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Kommentar

Deine Mutter war gestern, als ich zu ihr kam, um die Mehlspeisen für Dich abzuholen, ganz außer sich vor Verzweiflung, daß der Kuchen, den sie für Dich gebacken hat, mißlungen war. Er war sitzengeblieben und speckig und sie wollte ihn absolut nicht an Dich schicken. Ich habe sie aber dazu überre-det, doch den Kuchen zu schicken, denn Du wolltest doch nur ausgerechnet eine Mehlspeise und wirst es da draußen nicht so genau nehmen. Hoffentlich erhältst Du das Paket in gutem Zustand und hoffentlich schmecken Dir auch die Sachen.
Sehr viele meiner Kolleginnen und Bekannten klagen, daß jetzt so wenig Post aus dem Osten hereinkommt. Ich bin Tag und Nacht in Sorge, weil ich so gar nicht weiß, was jetzt bei Dir ist. Mein Herz ist schon beinahe tot und gleichgültig und es gibt überhaupt nur eines, was noch Interesse für mich hat: das ist Dein baldiger Urlaub.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen