Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 29. Mai 1942

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Kommentar

In Gedanken gehe ich immer Deinen täglichen Weg mit Dir und freue mich, bis wir zu dem besagten hübschen Birkenwäldchen kommen. Sag, ist der Weg, den Du da täglich allein machen mußt, nicht gefährlich, man hört doch immer von Banden und Partisanen hinter der Front!
Spatzili, das mit dem Fotografieren durch Olga, wie Du es Dir vorstellst, geht doch nicht so leicht. Aber ich selbst kann leider mit der Kamera und mit dem Entwickeln gar nicht umgehen, und eine zweite Person ins Vertrauen ziehen, das liegt mir gar nicht. Olga kommt jetzt fast überhaupt nicht mehr zu mir, ich habe gar keinen Kontakt mit ihr, da ich zu ihr nicht mehr hingehen kann und auch sie aus verschiedenen Gründen keine Besuche machen kann. Du hast ja wohl gar keine Ahnung, welchen Beschränkungen diese Art von Leuten jetzt ausgesetzt sind. Aber wir haben ja so viele hübsche Bilder von früher, die eigentlich jetzt tot herumliegen, einige davon werde ich Dir schicken, und so hast Du wenigstens einen kleinen Ersatz. Wegen des Propaganda-Materials von drüben danke ich Dir auch sehr, aber Du sollst doch vorsichtig sein, ich höre oft, daß Briefe geöffnet worden sind.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen