Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 29. März 1942

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Kommentar

Um diese Zeit wie heute war unsere größte Sorge in früheren Jahren die, wohin wir zu Ostern fahren würden und (wir) waren eifrig dabei, eine möglichst schöne Tour auszuarbeiten. Wie weit entfernt liegt uns das heute, so weit, als wäre das früher in einem anderen Leben gewesen. Wie armselig und bescheiden sind die Leute heute, wenn sie sonntags in den Wienerwald hinausziehen. Keine freundliche Gaststätte wartet auf Besucher, kein Leben und Treiben in den verschiedenen Restaurationen, Meiereien, Schutzhütten. Die sind alle "wegen Einrückung gesperrt" oder mangels an Waren nicht in Betrieb, auch keine "Standln" und fliegenden Hausierer bieten Zuckerwaren an und keinerlei "Eßpackerln" mit Wurst und Geselchtem begleiten die Ausflügler. Keine Biergläser hört man klingen, keine Musik erklingen, kurz und gut, der Wienerwald ist kein richtiger Wienerwald mehr. Mein Gott, ob wir das wieder einmal erleben werden, wie schön es einmal gewesen ist? Lieber Spatz, aber ich wäre schon über-, überglücklich, wenn Du nur hier wärest.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen