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Seit gestern nachmittag sind wir
nun wieder in unsere Ortsunterkunft zurückgekehrt und genießen
unsere 48-stündige Ruhepause. In unserer Gruppe sind wir 12 Leute
und hier im Ort sind wir in zwei so Hütten untergebracht. Ich und
fünf Kameraden hausen in einer Art Vorraum. Im Ausmaß 4 x 4 m. Den
meisten Platz nimmt der große Ziegelbackofen von beinahe 2 x 2 m ein. Die
andere Ecke nimmt unsere Schlafgelegenheit auf. Holzpritschen
übereinander, auf denen je 3 Mann liegen. Im übrigen Raum sind noch 3
Bänke, von denen eine als Tisch benützt wird. Was sich nun in diesem
übrigen Raum alles abspielt, will ich Dir kurz schildern. Wir kommen um
zirka ½ 16 Uhr von der Stellung müde, schläfrig und abgespannt
herein. In dem Raum ist es kalt. Jeder nimmt, soweit vorhanden, von den in
den Wänden hineingeschlagenen Nägeln Besitz und befreit sich von
seinen Ausrüstungsgegenständen. Ist dies geschehen, müssen
sofort zwei Mann um das Abendessen (Kaffee oder Tee und kalte Verpflegung)
gehen. Ist nun Feuer gemacht und es prasselt bereits im Kamin, wird das
gebrachte Abendessen genau in sechs Teile geteilt, was mitunter gar nicht so
leicht ist, und, obwohl wir erst um ½ 14 Uhr in der Stellung
Mittagegessen haben, sofort verzehrt. Wir haben immer großen Hunger, da
wir doch viel im Freien sind, und die Portionen sind momentan, wahrscheinlich
wegen des Nachschubs, ein bißchen klein. Dabei ist es gar nicht sicher,
ob jeder einen Sitzplatz hat und der eine oder der andere muß eben
stehen. Ist nun die Fresserei vorbei, so ist es höchste Zeit, daß
mit dem Läusesuchen begonnen wird. Jeder zieht nun, von der Bluse und
Oberhose beginnend, Stück für Stück nacheinander aus und
unterzieht es einer gründlichen Durchsuchung. Dies geschieht ganz
zeremoniell und jeder hat seine bestimmte Art, auf welche Weise er seine reiche
Beute tötet. Ist dies auch geschehen, so sind noch einige Unentwegte,
welche sich noch waschen, der andere Teil geht aufs Stroh und schläft,
d.h. schnarcht laut und vernehmlich. Nächsten Tag muß nur ein Mann
um 7 Uhr aufstehen und von der Feldküche Kaffee holen, alles andere bleibt
liegen bis 8 oder 9. Jetzt beginnt auch der andere Teil mit der
Körperreinigung. Das zieht sich hinaus bis zum Mittagessen. Um ½ 12
Uhr wird wieder gemeinsam Essen geholt und nachmittags beginnt dann die
große Wäsche. Die bereits bis zur Unkenntlichkeit schwarz
gewordenen Unterhosen, Hemden, Sacktücher und Handtücher werden mit
wenig Wasser und Seife abgeknetet und in dem kleinen Loch auf Schnüren
aufgehängt. Dabei wird geheizt, geraucht und gepforzt, daß Gott
erbarm. Um 15 Uhr wird wieder Nachtmahl geholt, dann wird gegessen, andere
reinigen die Gewehre und die nächsten sind bereits wieder mit dem Suchen
von Läusen beschäftigt. Morgen mittag ist ja unsere "Ruhepause"
wieder aus und es geht hinaus in die Stellung. Vormittags werden noch die
Decken gepackt und alles hergerichtet und mittags um 12 Uhr ist bereits
Abmarsch. Vom Stab müssen noch einige Leute weg zur Komp., da dieselben
schon sehr wenige sind, weil noch immer sehr viele Männer ausfallen mit
Krankheiten, die eben der Winter mit sich bringt. Ein kleiner
Szami, beladen mit
unserem Nachtmahl und den notwendigsten Gebrauchsgegenständen, ein
ausgehungertes Pferd davor, begleiten uns. Vom Dorf weg führt uns der Weg
durch hügeliges Gelände an unseren Bestimmungsort. Der Schlitten
fährt langsam vor uns her und die Männer stapfen mühevoll und
wortlos, das Gesicht nach unten gedrückt im tiefen Schnee hinterher. Hie
und da durchbricht diese herrliche Stille ein Artilleriegeschoß. Wir
sehen hinüber zu den russischen Stellungen. Das 1 km nahe Dorf ist von den
Russen besetzt. Nach fünfviertelstündigem Marsch haben wir unsere
selbstgebaute kleine Blockhütte, welche in einem Flußtal liegt,
erreicht. Die andere Mannschaft wartet schon auf unsere Ablösung. Schnell
ißt sie noch die mitgebrachte mittlerweile kaltgewordene
Mittagsbrühe hinunter und schon hauen sie ab. Unser Alarmposten zieht auf
und die M.G.-Stellung wird von zwei Männern bezogen. Durch 24 Stunden
haben 3 Männer Alarmposten. Es steht also einer 1 Stunde im Freien, dann
sind 2 Stunden frei. Und sechs Männer haben durch 3 x 2 Leute die
M.G..Stellung zu besetzen. Da gibt es zu zweit drei Stunden Dienst im Freien,
einer muß heraußen sein und einer in der Stellung, dann sind sechs
Stunden frei. Die kleine Blockhütte hat kaum Platz für alle Leute und
kann nur schwer erwärmt werden. Es zieht durch alle Fugen und wir haben
schon damit angefangen, dicke Schneewälle um dieselbe aufzubauen. Die
Front ist momentan ruhig und der Russe greift uns wenig an. Weiter rechts von
uns, wo Maxl sein soll, ist er aktiver und versucht immer wieder durchzukommen.
Aber wir halten schon die Front bis zum Frühjahr und dann kommen wir
hoffentlich weg von hier. Ich schicke Dir beiliegend eine Nummer unserer
Frontzeitungen - wir sind jetzt einer Panzerarmee zugeteilt, damit Du siehst,
was wir hier zu lesen bekommen. Das Gedicht vom "Dünnschiß" wirst Du
wahrscheinlich als ordinär bezeichnen, aber es ist sehr treffend. Ich habe
Dir noch nie davon geschrieben, aber es kann sich bestimmt niemand in der
Heimat vorstellen, was es heißt, bei 30 - 40° Celsius im Freien seine
Nordurft zu verrichten. In Rußland gibt es nämlich kein Closett.
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