Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 26. August 1942

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Kommentar

Vorgestern, an unserem Hochzeitstag, habe ich sehr viel an Dich denken müssen. Ich war übrigens an diesem Tag nach dem Büro noch unten an der Alten Donau, wo unsere Betriebssportgruppe ein Strandheim besitzt Es war ein sehr schöner warmer Abend, ich war noch zweimal im Wasser und die übrige Zeit saß ich schön bequem im Liegestuhl.
Meine Kollegin, mit der ich manchmal Spaziergänge mache, war mit mir und wir waren so ziemlich die einzigen Gäste im Bad. Es war sehr schön, dort zu sitzen und über das Wasser zu blicken, das von sehr vielen Booten und Seglern belebt war, und als die Sonne im Westen sank, ergab das ein sehr hübsches und friedliches Bild.
Liebes Spatzili, komme doch schon bald einmal. Hast Du denn gar kein Heimweh, gar keine Sehnsucht nach Deinem kleinen Spatz? Willst Du denn nicht schon wieder einmal zu Hause sein, in Wien, in Österreich? Ist es denn in Rußland gar so schön, daß Du gar nicht mehr kommen willst?


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen