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Mir geht es ganz gut und wir sind
seit zehn Tagen von der vordersten Linie abgelöst und befinden uns jetzt
in der sogenannten "Ruhe". Der Russe greift jeden Tag heftig an und unsere
Komp. haben Mühe, diese Angriffe erfolgreich abzuwehren. Diesen Winter
werden wir also hier verbringen müssen, um im Frühjahr den Russen
doch über den Don hinübertreiben zu können. Beim
Rückmarsch hierher ist mir mein Tornister weggekommen und es besteht wenig
Aussicht, daß ich noch in den Besitz desselben gelange. Es waren mein
Rasierzeug, Schuhputzzeug, Drillichanzug, Ersatzschuhe, Zeltbahn und
Ersatzwäsche darin. Wäsche habe ich, da ich keine habe, seit
Mistelbach nicht gewechselt. Du kannst Dir vorstellen, wie schwarz dieselbe
ist, aber ich habe deswegen noch immer die reinste Wäsche von allen an.
Hoffentlich kommen wir jetzt zum Reinigen. Die Läuse bringen uns fast um.
Jetzt ist es ½ 2Uhr nachts und ich sitze in unserer Keusche bei
Kerzenlicht. Beim Stab sind jetzt sehr wenig Leute, die meisten mußten
aus begreiflichen Gründen zu den Schützenkompanien und so habe ich
außer meinen Verpflegungsangelegenheiten noch die Kantinenwaren, die
Bekleidung und die Post dazubekommen. Außerdem muß jeder
täglich seine zwei Stunden Wache schieben. Gestern hatten wir
beispielsweise eine Temperatur von 42° Celsius, das ist aber nichts
Außergewöhnliches. Wenn Du mir gelegentlich ein kleines
Außenthermometer schicken könntest, wäre ich Dir sehr dankbar.
Hauptfeldw. Wagner von der Baumgartnerstraße hat sich auf dem Hermarsch
eine Gesichtshälfte erfroren.
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