Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Im Zuge, 25. Dezember 1941

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Kommentar

Programmgemäß sind wir am Dienstag um ½ 1 Uhr früh von Eisenstadt weg gefahren. Wir fuhren gleich über Simmering-Stadlau nach Lundenburg. Weiter gings über Ostrau-Gnesen nach Lyck, und momentan sind wir in Kamienna, das ist zirka 50 km vor Grodno. Es ist jetzt 17 Uhr und wir stehen hier schon seit Vormittag. Es geht jetzt immer langsamer weiter. Hier gibt es viel Schnee und es ist saukalt. Die Mannschaft ist zu 36 Mann in Viehwagen untergebracht. Die Offz., Uffz. und ich fahren in elenden Personenwagen.
Aber solange wir eine Maschine haben, ist es zum Aushalten. Weihnachten feierten wir bei Wein und Wodka im Waggon, und es war ganz nett. Manchmal dachte ich an zu Hause und da kamen mir die Tränen in die Augen. Wenn es so weitergeht, fahren wir höchstens 30 - 40 km im Tag. Adresse kann ich Dir leider noch keine bekanntgeben, da wir noch keine haben. Nun wünsche ich Dir und beiden Eltern recht frohe Weihnachten und ein besseres, froheres neues Jahr.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen