BRIEFE RUSSLAND I
Im Felde, 23. Februar 1942 |
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Jetzt gehöre ich endlich
auch zu jenen Glücklichen, welche Post erhalten, bis jetzt war ich
nämlich ausgenommen davon. Ich kann nämlich so viel leichter das
viele Unangenehme und Häßliche im Dienste bewältigen und
ertragen. Du wirst Dich zum Beispiel wundern, wieso auf einmal hinter der
Feldpostnummer ein E statt einem A ist. Das kam so: Vor drei Tagen kam ein
Uffz. des Stabes zu mir und sagte, er hätte Befehl von Herrn
Lt. Czermak, alles
von mir sofort zu übernehmen. Ich war darüber sehr erstaunt und
handelte befehlsgemäß. Nach der Übergabe meldeten wir beide den
Vollzug des Befehls. Ich wartete nun einige aufklärende Worte des Lt. Doch
umsonst. Er sagte nur: "Gut, alles in Ordnung?", was wir beide bejahten. Ich
stand vor einem Rätsel. Vorgestern stand nun im Btl.-Befehl: "Gefr. Kittel
ist mit sofortiger Wirkung zur 8. Kp. versetzt." Nun, ärger konnte ja die
Sache nicht mehr werden. Der Gipfelpunkt der Ungerechtigkeit und des Sadismus
eines Menschen war erreicht. Obwohl ich mit Lt. Cz. nie eine Auseinandersetzung
oder sonst irgend etwas hatte, benahm er sich doch immer etwas komisch gegen
mich. Nun war sein Werk vollbracht und ich konnte gehen. Mit einer schlechten
schriftlichen Beurteilung und der falschen, feigen Ausrede: "Ich habe Sie zur
8. Kp. versetzt, damit Sie in Bälde Uffz. werden können, im Stab ist
keine Stelle frei und Sie müßten deshalb noch warten." In Bälde
kann ich natürlich nicht Uffz. werden, denn ich habe weder vom s.M.G. noch
vom s.Gr.Werfer eine Ahnung noch in den letzten zwei Jahren damit etwas zu tun
gehabt. Und meine Stelle im Stab ist eine Uffz.-Stelle und bleibt auch eine,
nur daß sie momentan unbesetzt bleibt, da ja der andere Uffz. sowieso in
der Verpflegung tätig ist. Ich kann also sowohl über meine Stelle
beim Stab als auch über meine Beförderung das Kreuz machen. Von der
Kp. kenne ich nur ein paar Leute von früher, und ich werde behandelt wie
einer, der nicht zum Haufen gehört. Ich bin auch bereits zum 1. s.M.G.-Zug
eingeteilt, und morgen geht's bereits in die vordersten Stellungen. Es sind
dies primitiv eingerichtete Erdlöcher, von welchen wir alle 48 Stunden
abgelöst werden, um uns zu reinigen und ein bißchen zu erholen.
Wieder also eine neue Epoche in meinem Soldatenleben. Hoffentlich ist es
mir vergönnt, auch diese zu überleben. Ich wollte Dir das alles nicht
schreiben, weil ich weiß, wie Du mich liebst und wie besorgt Du um mich
bist. Aber Kopf hoch, es wird schon wieder anders werden. |