Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 20. Februar 1942

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Kommentar

Mit dem Frühling ist es heuer so eine Sache. Obwohl ich jedes Jahr mit größter Sehnsucht den Frühling erwartete, so bangt mir heuer davor und ich wage es nicht, sein Kommen herbeizuwünschen, denn mit dem Frühling kommt ja die Offensive, die wieder so vielen Menschen das Leben kosten wird. Aber man hört ja auch jetzt von ständigen Kampfhandlungen gerade im mittleren Teil der Ostfront und Du kannst Dir ausmalen, mit welchen Gefühlen ich täglich diese Berichte höre.
Liebes Spatzili, wenn Du mir wieder schreibst, so schreibe mir bitte ein bißchen ausführlich über Deine Stimmungen. Du weißt gar nicht, wie es mir ums Herz ist, wenn ich so gar nichts von Dir weiß. Ich weiß dann auch gar nicht, wie ich Dir schreiben soll. Ich möchte doch mit meinen Briefen das Richtige treffen und Dir ein bißchen behilflich sein in Deiner Lage, weiß aber mangels jedweder Nachricht von Dir nicht, wie ich es anfangen soll. Ich traue mich gar nicht zu denken daß "liebe" Briefe Dir jederzeit willkommen wären, denn wer weiß, welch furchtbar ernste Dinge Du erlebst und ob Du dann gerade "solche" Briefe willst, Bitte schreibe mir bestimmt darüber.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen