Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Im Felde, 19. Februar 1942

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Kommentar

Es ist jetzt ½ 6 Uhr und ich bin soeben von der Wache zurückgekommen. Ich hatte Posten zu stehen am Ortseingang von 4 - 5 Uhr früh. Es ist jetzt kein so ein Rummel und der größte Teil schläft noch. Ich habe mich daher entschlossen, Dir, mein Liebes, rasch zu schreiben.
Wir sind jetzt in einem kleinen russischen Dorf einquartiert, in welchem nur mehr wenige Hütten ganz sind und so sind wir gezwungen, 16 Mann in einem kleinen Raum zu schlafen. Lüftungsmöglichkeit besteht keine und Du kannst Dir ungefähr vorstellen, welche Luft da herrscht, wenn da noch geraucht und eingeheizt wird. Holz.zum Heizen gibt es genug. Auch sind vor einigen Tagen die Wollsachen von der Heimat gekommen, ein buntes Durcheinander von Farben und unmöglichen Sachen. Ich habe mir 1 Hemd, 1 Unterhose, 1 Schal und 1 Paar Handstutzen genommen.
Wir haben momentan Ruhe und keine Feindberührung, nur etwas Artilleriefeuer. Untertags hab ich wenig Zeit und nachts müssen wir alle Posten stehen. Frühabends ist ein fürchterlicher Rummel und man versteht sein eigenes Wort nicht, außerdem ist der einzige Tisch bis zur Zeit des Schlafengehens stets besetzt und umlagert. Außerdem hapert es auch mit der Beleuchtung, wir haben wenig Kerzen und Karbid.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen