Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 15. Juni 1942

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Kommentar

Heute war hier im Haus eine Hausluftschutzversammlung. Wir versammelten uns alle im Hausflur und irgendein Luftschutzreferent hielt eine Ansprache. In eben diesem Moment kam Dein Vater und wollte mich besuchen. Ich hatte aber leider keine Möglichkeit, mit ihm in die Wohnung hinaufzugehen, und also sagte er mir kurz, daß er mir zirka 2 kg Kirschen gebracht habe. Es waren die ersten, die ich heuer zu Gesicht bekam und ich aß gleich tüchtig davon.
Seit ½ 6 Uhr abends regnet es ununterbrochen. Leider rinnt es bei uns sehr stark bei den Fenstern herein und ich kann gar nichts dagegen machen, als immer mit Tüchern dabei stehen und das Wasser auftunken. Ich habe mich auch schon bei einem Anstreicher erkundigt, ob er nicht doch die Fenster streichen könnte, aber leider, sagte er, dürfe er keine Arbeit privat übernehmen, außerdem hat er keine Farbe und keine Arbeiter.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen