BRIEFE RUSSLAND I
Wien, 15. März 1942 |
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Täglich erfahren wir neue
unangenehme Dinge. Bei uns im Büro wird davon geredet, daß viele
werden einrücken müssen, und ein noch größerer Teil soll
dienstverpflichtet werden. Der Mangel an Personal soll durch eine allgemeine
Urlaubssperre für 1942 wettgemacht werden. Außerdem kann uns auch
eine Arbeitszeitverlängerung
blühen. Die Benützung der Bahn zu allen nur möglichen Reisen und
Ausflügen bleibt auch für heuer streng verboten, auch der
Osterverkehr wird absolut unterbunden. Die Wiener werden angewiesen, sich in
Grinzing und Mauer und den anderen Vororten am Sonntag zu erholen. Aber nicht,
daß Du vielleicht glaubst, daß es dort Wein zu trinken gibt. Die
Lebensmittelversorgung ist jetzt schon äußerst knapp, die Mutter
weiß jetzt meistens schon wirklich nicht mehr, was sie uns hinstellen
soll. Es wird aber immer noch offiziell angekündigt, daß die
Entbehrungen und Opfer noch größer werden sollen. Wie man unter
diesen Umständen länger arbeiten und ohne Urlaub auskommen soll,
weiß ich nicht. Dieses Jahr setzt uns schon arg zu, abgesehen davon,
daß man auch an sonstigen Gebrauchsgegenständen nichts mehr zu
kaufen bekommt, nicht einmal mehr Bücher. |