Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

O.U., den 14. Juni 1942

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Kommentar

Heute haben wir wieder großes Verpflegungsfassen für vier Tage gehabt und ich bin erst abends von Woroschilowo zurückgekommen. Meine Kameraden liegen bereits alle am Ohr, denn es wird gar nicht mehr lange dauern, und die russischen Flieger werden angeflogen kommen. Sie kommen nämlich jetzt wirklich jeden Tag und werfen Spreng- und Brandbomben auf unsere Stellungen und Ortsunterkünfte. Ich bin also hier beim Schreiben sprungbereit.
Unter mir liegt mein geladenes Gewehr und mein Stahlhelm, und wie die ersten Geräusche vernehmbar sind, heißts hinaus in den Graben und feuern aus allen Rohren. Viel nützt es ja nicht, denn die Bomber sollen gepanzert und gegen Infanteriegeschosse unempfindlich sein. Das geht so die ganze Nacht bis zum Morgengrauen um zirka 2 Uhr, dann geht's geschwind in die Pritschen, denn bis zum Aufstehen sind es nur mehr ein paar Stunden.
Schon surren die ersten Flieger und ich muß leider zum x-ten Male unterbrechen. Schnell schreibe ich weiter, aber ich kann mich nicht konzentrieren, denn die nächste Staffel ist angekündigt. Heute soll nämlich, laut abgeworfenen russischen Flugblättern Woroschilowo, bis dahin geht unser Nachschub, in Schutt und Asche geworfen werden.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen