BRIEFE RUSSLAND I
Wien, 10. November 1942 |
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Da ich am Abend einen Urania-Kurs
hatte, fuhr ich in der Zwischenzeit gar nicht nach Hause, sondern ging langsam
zu Fuß durch die Stadt der Urania zu. Ich kam zufällig beim
O.K. vorbei. Du
würdest Dich wundem, welche Veränderungen dort vorgegangen sind. Ich
ging rückwärts zum Buffet, wo immer die warmen Speisen ausgegeben
wurden, und kaufte mir eine Suppe und ein Erdäpfelgulyas (da sonst nichts
anderes zu haben war). Das Lokal war gesteckt voll von Leuten, aber was
für ein Publikum! Vorwiegend waren es die ausländischen Arbeiter, die
man dort sah und die bestimmt keinen allzu gepflegten und gut angezogenen
Eindruck machen. Frauen sah ich überhaupt keine, und ich kam mir sehr
komisch dort vor. Als ich die Suppe bereits in Empfang genommen hatte,
verlangte ich natürlich einen Löffel, mußte aber zu meinem
Erstaunen vernehmen, daß man den Löffel bei einer separaten Kasse
gegen eine Leihgebühr von Rm. 2.- ausborgen muß. Mir ist dabei
eingefallen, wie oft wir beide dort beim O.K. gegessen haben und was für
gute Sachen es da gab. Nun das ist jetzt alles vorüber. |