Wenn erst Friede ist  © 2005

BRIEFE RUSSLAND I

Wien, 2. Mai 1942

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Kommentar

Nachmittags machte ich einen Besuch bei Robert auf dem Flötzersteig. Ich besichtigte bei dieser Gelegenheit zum erstenmal das am 14. Februar neu angekommene Baby, ein Bub namens Heinz. Hilde hatte sehr viel mitzumachen, weniger durch die Entbindung als unter den späteren Folgen. Sie bekam eine Brustentzündung. Herbert ist ein großer hübscher Bub geworden. Sonst ist in der Familie alles in bester Ordnung.
Heute gab es eine Hiobsbotschaft in der Zeitung zu lesen, und zwar wurde verordnet, daß die Arbeitszeit der öffentlichen Beamten ab sofort auf 56 Stunden, mindestens aber auf 53 Stunden pro Woche verlängert wird. Die Mittagspause darf in die Arbeitszeit nicht eingerechnet werden. Da wir in solchen Belangen auch als öffentliche Beamte gelten, so findet das wahrscheinlich auch auf uns Anwendung. Wenn das wirklich wahr ist, so bin ich ganz verzweifelt.


Ruth Linhart | Zeitgeschichte | Inhalt | Anmerkungen