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Heute, wo es auf den Tag zwei
Jahre her sind, daß Du eingerückt bist, dachte ich soviel über
alles das nach, was sich seither ereignet hat. Ich weiß noch ganz genau,
wie ich mir damals die Zukunft vorstellte: als eine langandauernde Kette von
Verwicklungen, als ein sich wie ein Strudelteig hinziehendes Durcheinander,
dessen Ende nach Art und Zeit vollständig im Dunklen liegt. Jedenfalls
müssen wir, da es sich gezeigt hat, daß dieser Zustand sich
scheinbar zu einem Dauerzustand auswächst, uns darauf einrichten. Wenn man
am Anfang immer noch temperamentvoll seine Wünsche und Hoffnungen kurz an
den Zügel nahm mit dem Hinweis: "Nach dem Krieg werde ich ..." oder "wenn
der Krieg aus sein wird, will ich dies oder jenes tun..", so hab ich mir diesen
Trost für die Zukunft abgewöhnt und begnüge mich umsomehr mit
der Gegenwart, die man nicht vertun darf. So richte ich mich damit ein und habe
mich damit abgefunden (bis auf gelegentliche Rückschläge). Was mich
betrifft, fühle ich in mir soviel Liebe, um auch zehn Jahre und
länger treu auf Dich zu warten und während der langen Wartezeit Dein
Bild in meinem Herzen täglich mit immer neuen Farben zu schmücken.
Immer wieder fallen mir die schönen Stunden ein, da Du an den letzten
Sonntagen vor Deiner jetzigen Abreise zu Hause bei mir warst und wie unendlich
gütig und sanft Du zu mir gewesen bist. Bleibt mir nur das eine Bittere:
Deine körperliche Abwesenheit. |